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Selbstversuch: Landrat Görig fährt mit dem Schulbus zur Oberwaldschule Grebenhain„Schülerlogistik im ländlichen Raum hat es in sich“

VOGELSBERGKREIS (ol). Wie es sich anfühlt, wenn man als Schüler im Vogelsbergkreis morgens zur Schule fährt, und diese Fahrt sehr lange dauert – dieses Gefühl kann Landrat Manfred Görig ab sofort nachvollziehen. Für seinen Schulbesuch an der Oberwaldschule in Grebenhain verzichtete er auf den Dienstwagen und stieg in die Schulbuslinie VB-53. Abfahrt um 6.38 Uhr, Ankunft um 7.25 Uhr.

Zusammen mit dem Landrat besteigen noch fünf Schülerinnen und Schüler in Meiches den Bus. Dann geht es nach Dirlammen, wo fünf weitere zusteigen, nach Hopfmannsfeld, Engelrod, Hörgenau, Eichenrod und Eichhelhain – am Ende sind es 40 Kinder und Jugendliche, die um kurz vor halb Acht den Schulbus an der Oberwaldschule in Grebenhain verlassen. Unterwegs begegnet der Schulbus weiteren Schulbussen, die andere Orte anfahren und deren Endstationen auch andere Schulen sind. „Der Schülerverkehr erfordert bei uns jede Menge Logistik, vor allem natürlich früh morgens und dann wieder bei den Abfahrten ab mittags“, erklärt Landrat Manfred Görig.

Da sei es wegen der langen freien Zeit dazwischen auch nicht einfach mit der Festanstellung von Busfahrern – aber das sei „eine andere Baustelle“. Im Bus sitzt ein erfahrener Mann am Steuer, der nach seinem Renteneintritt im Sommer noch eine Zeit lang weiter fahren wird, erzählt er. Schulbeginn ist übrigens nicht an jeder Schule zur gleichen Uhrzeit – das wäre beförderungstechnisch gar nicht umsetzbar und würde den Einsatz unnötig vieler Busse bedeuten. In Grebenhain beginnt die Schule um 7:30 Uhr, an den meisten der 38 Schulen im Kreis ist gegen 8 Uhr Schulbeginn – die Spanne reicht von 7:30 bis 8:20 Uhr.

6,5 Millionen für die Schülerbeförderung

Die Schülerbeförderung ist Aufgabe des Landkreises, der sich dazu der Verkehrsgesellschaft Oberhessen mbH (vgo) bedient. Die Kosten belaufen sich für den Kreis auf etwa 6,5 Millionen Euro im Jahr, rund vier Millionen für den eigentlichen Schülerverkehr, der Rest geht an die vgo zum Ausgleich von Defiziten. „An den Kosten wird sich auch mit dem jetzt beschlossenen hessenweiten Schülerticket nichts ändern“, rechnet der Landrat vor: Das Schülerticket kostet pro Kopf und Jahr 365 Euro, das ist weniger als die bisherigen Kosten pro Kopf. „Wir haben allerdings vereinbart, den gleichen Betrag wie bisher an die vgo zu zahlen.“

In der Schule wurde der Landrat in den Unterricht mit einbezogen. Foto: Berthold Habermehl

Im Verantwortungsbereich der vgo liegt die Organisation und Durchführung der rund 35 Buslinien mit integrierten Anruf-Linien-Taxi-Angeboten und Anruf-Sammel-Taxi-Angeboten. Ergänzend gibt es noch regionale Buslinien, die vom Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) betrieben werden.

An der Oberwaldschule wurde der Schuldezernent Görig von Schulleiterin Andrea Wolf und von Berthold Habermehl vom Amt für Schulen und Liegenschaften in Empfang genommen. Die Frühbetreuung in der Grundstufe, ein Rundgang durch die Schulgebäude, Sporthallen und Pausenhöfe schließt sich an – insgesamt rund 30 Tausend Quadratmeter umfasst das Schulgelände. An der kooperativen Gesamtschule mit angeschlossener Grundschule werden derzeit 133 Grundschüler und 471 Schüler in der Sekundarstufe 1 unterrichtet. Gemeinsam mit dem stellvertretenden Schulleiter Wolfgang Birx und Hausmeister Hans-Jörgen Rasch wird der Zustand von Räumen und Gebäudetrakten in Augenschein genommen und über die geplante Sanierung beratschlagt. Weitere Themen waren die Umsetzung der Inklusion, die Arbeit mit Flüchtlingskindern und die geplante kombinierte Beschulung von Haupt- und Realschulklassen.

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