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Eröffnung „Lutherweg 1521“: Ein grünes „L“ weist den Weg zum ReformatorNeue Route – Tourismus und Interesse am Glauben

ROMROD (ol). Nach mehr als fünf Jahren Planung ist am vergangenen Sonntag der „Lutherweg 1521“ in Romrod bei Alsfeld offiziell eröffnet worden. Ein grünes geschwungenes „L“ weist Wanderern und Pilgern ab sofort auf über 400 Kilometern Strecke zwischen Worms und der Wartburg bei Eisenach den Weg.

Als eines der zentralen Projekte zum 500. Jahrestag der Reformation 2017 in Hessen und Rheinland-Pfalz, gilt dieser Pfad wie die evangelische Kirche in einer Pressemitteilung bekannt gab. Der jetzt fertig gestellte Abschnitt sei Teil eines rund 3000 Kilometer umspannenden Wegenetzes quer durch Deutschland, das den Spuren des Reformators nachgeht.

Der Streckenverlauf des neuen Lutherwegs 1521 folgt in weiten Teilen der historischen Route, die Martin Luther (1483-1546) zu seinem Gespräch bei Kaiser Karl V. in Worms und seiner anschließenden Flucht auf die Wartburg bei Eisenach im Jahre 1521 zurücklegte. Damals hätte der Reformator auf dem Reichstag in Worms erstmals öffentlich Rechenschaft über seine neue Glaubensüberzeugung ablegen müssen.

Erstbegehung des neuen Lutherwegs 1521 u.a. mit Hessens Verkehrsminister Tarek Al-Wazir (3.v.l), Kirchenpräsident Volker Jung und Bischof Martin Hein Foto: EKHN/Heß

Al-Wazir: Reformationsgeschichte erwandern

Bei der Eröffnung des Lutherwegs 1521 erklärte der hessische Wirtschafts- und Verkehrsminister Tarek Al-Wazir, dass Martin Luther die Geschichte geprägt habe „wie kaum ein anderer“. Vieles von dem, was Deutschland heute ausmache, lasse sich auf ihn und seine Zeit zurückführen.

Luthers Reise über Eisenach zum Wormser Reichstag und zurück auf die Wartburg sei „zugleich ein entscheidender Abschnitt seines Lebenswegs und der Reformation in Deutschland, der jetzt – fünf Jahrhunderte später – erfahrbar, oder besser gesagt: erwanderbar geworden ist“, meinte Al-Wazir und erklärte weiter: „Ich bin sehr sicher, dass viele Wanderer, Touristen und Geschichtsinteressierte kommen werden, um diesen Weg nachzuverfolgen. Deshalb haben wir das Projekt gerne mit rund 320.000 Euro unterstützt.“

Jung: Ruhe und Klarheit suchen

Der Lutherweg biete nach Worten des hessen-nassauischen Kirchenpräsidenten Volker Jung „die Chance, dass Menschen für sich selbst auch „Gott neu entdecken“. Luther sei selbst zwar kein Pilger gewesen, aber ein Mensch, der „konsequent nach Gott gefragt und nach Gott gesucht hat“, erklärte Jung.

Heute machten sich viele Menschen gern auf Wander- oder Pilgerrouten auf den Weg, „um zu innerer Ruhe zu finden und neue Klarheit zu gewinnen – über sich selbst, ihr Verständnis der Welt und über Gott“ teilt Jung seine Erkenntnisse mit.

Für all das biete der Lutherweg 1521 jetzt „eine wunderbare Möglichkeit – gerade auch im Nachdenken über Martin Luther und seinen Weg“, meinte Jung. Der Lutherweg sei für ihn „auch ein gelungenes Beispiel dafür, wie mit viel bürgerschaftlichem Engagement, öffentlicher und kirchlicher Unterstützung sowie der Hilfe von vielen Sponsoren aus einer glänzenden Idee ein gelungenes Projekt werden kann. Dafür danke ich allen Beteiligten“, erklärte Jung weiter.

Kirchenpräsident Jung und Bischof Hein in der Festandacht zur Eröffnung des Lutherwegs, dahinter Minister Al-Wazir Foto: EKHN/Rahn

Hein: Erbauung und Erholung finden

Für den Bischof der evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Martin Hein, sei die Einrichtung des Lutherwegs 1521 „eine der schönsten Ideen, die im Rahmen der Lutherdekade und des Reformationsjubiläums entwickelt wurde“. Hier werde Geschichte als „ein Erlebnis von Erbauung, Erholung und Bildung mit allen Sinnen“ gestaltet und erfahrbar gemacht, sagte der Bischof.

Auf Luthers Spuren zu pilgern könne für denjenigen, der sich auf den Weg mache, zu einer „einzigartigen Begegnung“ mit dem Reformator, mit Gott und einem selbst werden. Hein betonte: „Pilgern ist – gut evangelisch – eine intensive Form des Gottesdienstes, wo das Erleben mit allen Sinnen und das Hören auf das Wort Gottes den eigenen Glauben neu bewusst werden lässt.“

Marx: Einzigartig in Deutschland

Der Vorsitzende des Vereins Lutherweg in Hessen e.V., der frühere Landrat des Vogelsbergkreises Rudolf Marx, erinnerte an das große bürgerschaftliche und ehrenamtliche Engagement beim Aufbau der Strecke. Wegen der historischen Tragweite von Luthers Reise 1521 und im Vorfeld des Jubiläums zu 500 Jahre Reformation sei auf Initiative von Akteuren aus Kommunalpolitik, Geschichtsforschung und Kirchen die Idee eines Lutherwegs in Hessen als Pilger- und Wanderweg entwickelt worden.

Seine Besonderheit und damit gleichzeitig sein Alleinstellungsmerkmal gegenüber bestehenden deutschen Lutherwegen sei, „die zentrale Lage in Deutschland und die Ausrichtung an dem geschichtlichen Ereignis des Jahres 1521, der Reise zum Reichstag in Worms und zurück zur Wartburg“, erklärte Marx.

Quer durch Hessen, Thüringen und Rheinland-Pfalz

Der Lutherweg 1521 führt von Eisenach in Thüringen über Bad Hersfeld und Alsfeld Richtung Friedberg, Frankfurt und Rüsselsheim nach Oppenheim in rheinland-pfälzisches Gebiet, um dann in Worms zu enden.

Die Strecke durchquert heute neun Landkreise sowie 39 Städte und Kommunen. Sie folge vor allem alten Handelsrouten, die auch Martin Luther auf seiner Reise nutze. Insgesamt 34 ehrenamtliche Wegepaten entlang der Strecke sorgen heute dafür, dass beispielsweise Schilder korrekt aufgestellt sind oder Hecken niemanden auf dem Weg behindern.

Karte des Lutherwegs 1521 Foto: Lutherweg1521/Cornelius

Getragen werde das Projekt von einem eigenen Verein, der 2012 gegründet wurde. Zuvor hatte der romröder Pensionär Bernd Rausch die Idee, einen Wanderweg allen zugänglich zu machen, der Luthers historische Strecke nachzeichnet. Festes Ziel war von Anfang an die Fertigstellung im 500. Jubiläumsjahr der Reformation 2017.

Belebung von Tourismus und Glauben

Kirchen und Kommunen erhoffen sich neben einer Belebung des regionalen Tourismus auch eine erhöhte Aufmerksamkeit für historische Fragen, das Leben Martin Luthers und den Glauben. Das Land Hessen unterstütze den Lutherweg 1521 mit rund 320.000 Euro. Die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau half mit 30.000 Euro und die Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck trug 15.000 Euro bei. Daneben engagierten sich viele Sponsoren sowie Kommunen entlang des Weges. Die Sparkassen-Finanzgruppe Hessen-Thüringen steuerte über 100.000 Euro bei.

Insgesamt werden die Kosten für den Lutherweg 1521 mit knapp einer halben Million Euro beziffert. Alleine die Ausstattung mit Wegweisern, Info-Tafeln und Ruheplätzen kostete fast 250.000 Euro.

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