ALSFELD/DORTMUND (jal). Der Alsfelder Mirko Bambey war am Dienstag bei dem BVB Spiel, bei dem ein Anschlag auf den Mannschaftsbus verübt wurde. Am Mittwoch war er wieder da – und berichtet Oberhessen-Live erneut aus dem Stadion über einen Abend, den er so schnell wohl nicht vergessen wird.

Wie auch in dem Beitrag über das abgesagte Spiel, geben wir Bambeys Schilderungen hier im Wortlaut wieder:

„Ein schon vor dem Anpfiff komisches Spiel. Polizeigroßaufgebot in der ganzen Stadt, überall spürt und merkt an eine große Nervosität und Ungewissheit. An Kontrollen für die Fans war alles gleich zu normalen Spielen. Nur das komplette Polizeiaufkommen an Parkplätzen, Fan-Treffs, Stadion und so weiter war wesentlich größer als sonst.

Und auch die Stimmung war eine andere. Fans und Freunde, die sich jede Woche auswärts oder zuhause sehen, schauen sich in die Augen und keiner weiß so genau, was man sagen soll.

Endlich im Stadion angekommen. Wir schauen uns um, überall spielt der Fußball keine Rolle. Der Sport ist heute Nebensache. Heute zählt der Mensch, der Verein und ein ganzes Land. Alles Menschen, die ihrer Mannschaft heute alles verzeihen und sich einfach nur wünschen, es würde Normalität herrschen. Auf den Rängen eine unglaubliche Stimmung, jeder peitscht den anderen an und jeder versucht der Mannschaft zu helfen.

Der Spielverlauf zeigt klar, dass die Mannschaft nicht frei im Kopf und kaum in der Lage ist, zu spielen. Aber auf den Rängen herrscht eine durchgehend positive Atmosphäre voller Energie und lauter Sprechchöre, um die Mannschaft anzufeuern. Jeder hier spürt, wie hart es für jeden einzelnen Spieler ist. Dennoch sind alle Fans hier um zu zeigen, dass der Terror keine Chance hat. Wir stehen und singen hier, weil wir uns hier in unserem Land, in unserer Heimat, keine Angst machen lassen. Nein, wir sind Freunde, eine Fangemeinde, die in guten und schlechten Zeiten zu ihrer Mannschaft steht und hier ein klares Zeichen für ein ganzes Land und eine komplette Sportart setzt. Wir lassen uns nicht unterbekommen und geben weiter Gas.

Nach dem Spiel

Das Spiel ist aus. Endergebnis 2:3 für Monaco. Kurz vor Schluss nochmal eine kurze Schrecksekunde, als zwei Ausgänge auf den Nordblöcken gesperrt wurden, da personenlose Taschen gefunden wurden. Doch kurze Zeit später Entwarnung – und ein wahrscheinlich in die Geschichtsbücher eingehender Fußballtag ist zu Ende.

Am Ende war das aus meiner Sicht einer der emotionalesten Fußballabende meines Lebens. Wenn mit Tränen in den Augen ein ganzes Stadion total emotional „You’ll Never Walk Alone“ singt und unser sich im Krankenhaus befindender Spieler Marc Bartra von den Zuschauerrängen gefeiert wird: eine Stimmung, die ich so noch nie erlebt habe. Noch nie hat man den Menschen, der neben einem steht, so wertgeschätzt.

Blick ins Dortmunder Stadion.

Man spürt eine Verbindung zwischen fremden Menschen und ein gemeinsames Unterfangen, welches gegen 2 Uhr endet und trotzdem jeder Besucher etwas mitnimmt und für sich lernen wird. Dieser Tag wird sowohl für alle Fußballer, als auch Zuschauer ein besonderer Tag bleiben. Das Ergebnis ist schon Nebensache und lässt trotzdem alle BVB-Fans auf einen glorreichen Fussballabend heute in einer Woche in Monaco hoffen. Wir fahren frohen Mutes nach Hause und hoffen auf einen Abend im Rückspiel wie damals gegen Málaga.“

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