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Teilnehmer lernten viel über ihr Instrument und wurden im Anschluss noch bestens unterhaltenSchlagzeug-Workshop und Konzert „Drums & Comedy“

LAUTERBACH (ol). Am Sonntagnachmittag hat in der Musikkneipe „Crown“ in Lauterbach der „2. Drummer-Circle Oberhessen“ stattgefunden. Der in der internationalen Musikszene bekannte Drummer und Schlagzeuglehrer Patrick Metzger aus Mannheim gab den Teilnehmern des Workshops wertvolle Tipps, beispielsweise zur Haltung der Stöcke oder zum Aufbau des Schlagzeugs.

Alle Teilnehmer hatten ihre eigenen Instrumente dabei, an denen verschiedene Übungen praktiziert wurden. Aufgrund der kleinen Gruppe und der familiären Atmosphäre habe Metzger individuell auf jeden der Musiker eingehen können und erstellte zu Beginn eine „Wunschliste“ mit den Themen, bei denen sich die Teilnehmer verbessern wollten. Ganz oben hätten sogenannte „Fills“ gestanden. Ein Fill bezeichnet einen gelungenen Übergang zwischen einer Strophe und dem Refrain in einem Lied, aber auch zur Einleitung wird dieser häufig gespielt. Ein weiteres Thema sei „Timing“ gewesen. Das bedeute, dass man Übungen oder auch ganze Songs stets rhythmisch präzise, also ohne Temposchwankungen spiele, indem das ursprüngliche Tempo von Beginn bis Ende konstant gehalten wird.

Dass das bei den Übungen nicht immer funktionierte, kommentierte Metzger augenzwinkernd mit „Wer wird denn da schneller? Du wirst gleich geblitzt beim Spielen.“ Verständnisvoll sei er auf die Drummer eingegangen und erklärte, dass man sich Zeit geben muss, um das Schlagzeug spielen zu erlernen. Wichtig sei, dass man locker und nicht verkrampft ist, das Tempo hält und sauber spielt, alles andere komme von allein. „Auto fahren lernt man auch nicht an einem Tag“, beruhigte Metzger die Teilnehmer.

In einer kleinen Gruppe konnte man gemeinsam viel lernen.

Koordination von Händen und Füßen

Was viele Nicht-Schlagzeuger als schwierigste Übung beim Schlagzeug spielen vermuten, sei auch im Workshop ein Thema gewesen: die Koordination von Händen und Füßen. Wie schaffe ich es, dass diese Körperteile harmonieren, obwohl sie unterschiedliche Bewegungen ausführen? Metzger habe es den Teilnehmern an praktischen Beispielen erklärt, ebenso wie „Roll“ (Trommelwirbel) und „Finger Control“ (Stocktechnik). Was natürlich auch nicht fehlen durfte, war die Übung „Paradiddle“, die Veranstalter Guido Scherz als „Basic“ für Schlagzeuger beschrieben habe.

Beim Paradiddle handelt es sich um eine besondere Schlagtechnik in Kombination aus Einzel- und Doppelschlägen. Mit dieser Grundübung lassen sich in den Variationen Rock, Latin oder Funk viele verschiedene „Grooves“, also Rhythmen, spielen. Das Wichtigste aber für einen Schlagzeuger sei, dass er die Musikstücke mit Gefühl und aus dem Bauch heraus spiele, ohne groß darüber nachzudenken. Außerdem sei es sinnvoll, sich ein Lied erstmal anzuhören statt es stur nach Noten zu spielen. Metzger empfiehlt, eine Checkliste zu erstellen, auf der die eigenen Schwachpunkte notiert sind. So könne man diese während des Spielens immer wieder kontrollieren und korrigieren. Er selbst habe diese Liste bei jedem Auftritt und jeder Probe dabei. Um Ausdauer und Lockerheit zu trainieren, wende er gerne die ‚1-Minuten-Regel‘ an, bei der man einen Rhythmus eine Minute lang in einem Tempo durchspielt. Metzger habe betont, dass es wichtig ist, sich mit dem Instrument wohlzufühlen.

Die Workshop-Teilnehmer seien begeistert gewesen, wie viel sie im Workshop lernen konnten und durften im Anschluss das neueste Buch von Patrick Metzger „DrumTraining – Tools & Skills“ inklusive Notensätze sowie eine Playalong-CD mit nach Hause nehmen.

Der Spaß durfte natürlich nicht zu kurz kommen.

Geschichten aus dem Leben des Schlagzeugers

Von seinen musikalisch-komödiantischen Höhepunkten als Schlagzeuger und vom Tourleben erzählte Metzger im Anschluss an den Workshop bei seinem Auftritt „Drums & Comedy“. Das Publikum begrüßte er mit breitem Pfälzer Dialekt „Ja, ich red‘ immer so und de‘ Dialekt geht auch net weg. Es  folge ‚jetzt 90 Minute‘ Trommeln und derjenige, der es am längschte hier drinne‘ aushält, bekommt ä CD.“

Metzger präsentierte dem Publikum sein Können am Schlagzeug durch einige atemberaubende Solos und bewies gleichzeitig, dass Musiker Humor haben: „Die Songs sind auch auf meiner CD. Ich muss davon heute Abend mindestens drei Stück verkaufen“, kurze Pause, „Ich muss noch tanken.“ Dass ein Musiker öfter auf sein „Zigeunerleben“ angesprochen werde und mit Vorurteilen zu kämpfen habe, die auf Vereine wie Feuerwehr und Musikverein mindestens genauso zutreffen, bestätigte Metzger: „Mein Opa ist aus dem Gesangverein ausgetreten, weil er die Sauferei nicht mehr vertragen hat.“

Der „Musikvereinschlagzeuger“ sei auch einer der drei Schlagzeuger-Typen gewesen, die Metzger perfekt imitierte und so für Lacher im Publikum sorgte. „Dieser Typ sitzt immer schief hinter seinem Schlagzeug und behält so abwechselnd den Notenständer und sein Getränk im Auge. Typ Nummer zwei, der „Jazz-Schlagzeuger“, bekommt die meiste Zeit nichts vom Publikum mit, weil er introvertiert und mit Blick nach unten gerichtet hinterm Schlagzeug sitzt und Typ Nummer drei, der „Metall-Schlagzeuger“, prügelt laut und in einem irren Tempo auf sein Schlagzeug ein und verkrampft sich bei den Solos sogar noch mehr.“

Musikalisch und komödiantisch

Musikwunsch „Billiard-Turnier“

Einer der kuriosesten Musikwünsche bei Veranstaltungen war für Metzger „Billiard-Turnier“, besser bekannt als „Bilder von dir“ von Laith Al-Deen, „Da muss man erstmal drauf kommen“, lachte er. Wenn Metzger nicht gerade Workshops gibt, betreue er seine Musikschule in Mannheim und veröffentliche Lehrbücher (Drumtraining Playalong (2014) und Drumtraining Tools & Skills (2017), CDs und monatlich Artikel in Fachmagazinen wie dem Schlagzeugmagazin ‚STICKS‘. Im Mai 2016 brachte er, als Ergänzung zu seinen Business-Workshops, die Broschüre „Drums & Business“ raus. Und dann gibt es natürlich noch die Tour- und TV-Auftritte mit bekannten Musikgrößen wie beispielsweise Gregor Meyle, Tina Turner und Tom Gaebel. Im letzten Herbst war er außerdem wieder mit der Schlagersängerin Beatrice Egli auf Tour, deren Live- und Tour-Drummer er seit 2013 ist.

Es werde ihm also nicht langweilig. Oft werde er als Workaholic bezeichnet und er gibt auch zu, seinen Laptop unterwegs immer dabei zu haben. Besonders viel Spaß machen ihm TV-Auftritte. „Das ist immer ein schönes Musiker-Treffen hinter der Bühne – man trifft viele bekannte Gesichter aus der Musikbranche und kann sich austauschen“, so Metzger.

Natürlich war Metzger nicht nur hinter dem Schlagzeug zu sehen.

Seit Kindesbeinen an Schlagzeuger

Der 37-jährige sei durch seine Familie schon früh in Kontakt mit der Musik gekommen. Sein Vater habe in einer Tanzmusik-Band gespielt und ihn oft zu Auftritten mitgenommen. Mit fünf Jahren habe er dann auf der kleinen Trommel zu spielen begonnen. Als bei einer befreundeten Tanzband am Rosenmontag der Schlagzeuger krankheitsbedingt ausgefallen sei, durfte der damals 15-Jährige erste Bühnenerfahrung sammeln. Die anderen Bandmitglieder, alle wesentlich älter als er, seien begeistert gewesen, wie der „Klee“, Pfälzer-Dialekt für der Kleine, Schlagzeug spielte und engagierten ihn von da an regelmäßig für ihre Auftritte.

Dass man bei solchen Auftritten am Wochenende mehr Geld als in der Ausbildung im ganzen Monat verdiente und zudem noch Essen und Getränke frei hatte, habe Metzger gefallen. Die hübschen Mädchen vor der Bühne natürlich auch. Das müsste man doch zum Beruf machen können, habe er schon damals überlegt. Zuerst habe er aber eine solide Ausbildung zum Orthopädietechniker absolviert. Erst im Anschluss seien Studienjahre im Fach Schlagzeug in Dinkelsbühl und Maastricht sowie an der Mannheimer Popakademie gefolgt.

Von klein auf ist Metzger Muskiker mit Herz und Seele.

„Musiker Stammtisch Oberhessen“

Organisiert wurde der Workshop in Lauterbach von Guido Scherz und dem Musikerstammtisch Oberhessen. Scherz, selbst seit Jahrzehnten begeisterter Schlagzeuger und Mitglied der Hausband des Crown „by Experience“, hat im April 2015 den „Musiker Stammtisch Oberhessen“ ins Leben gerufen. Jeden zweiten Freitag im Monat ab 20 Uhr treffen sich viele der inzwischen 105 Mitglieder in der Musikkneipe „Crown“ in Lauterbach. Teilnehmen kann jeder, der sich für Musik interessiert.

Bei der Gründung des Stammtisches sei es Scherz ein Anliegen gewesen, Musiker zusammen zu bringen, die ihre Erfahrung untereinander austauschen. Die Mitglieder des Stammtisches sind im Alter zwischen 20 und 65 Jahren und kommen aus verschiedenen Musikrichtungen und Regionen des Vogelsberges, der Rhön und der Schwalm. „Wir haben sogar Deutschlands einzigen Bass-Professor in unseren Reihen“, teilte Scherz stolz mit und meint damit Professor Frank Itt, gebürtiger Ortenberger und jetzt unter anderem Dozent an der Popakademie in Mannheim. In den Proberäumen des Crown werde während der Stammtisch-Treffen auch Musik gemacht. Auf diese Weise lernt jeder von jedem und erhält neue Einblicke und Inspirationen. Fällt bei einer Band jemand für einen Auftritt aus, ist über das Netzwerk an Musikern schnell für Ersatz gesorgt. Manchen Sänger hat „by Experience“ bei den im Crown regelmäßig stattfindenden Live-Auftritten schon als „Hausband“ begleitet. Metzger dankte Guido Scherz zum Abschluss für die tolle Organisation und versprach „Ich komme wieder, ich habe noch einige Songs und Geschichten auf Lager.“

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