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Altenburger bekommen neuen Feldweg zum HombergErrichtung eines neuen Feldwegs vertraglich geregelt

ALSFELD (cdl). Feldweg, Autobahnzufahrt, Lärmschutz und die Nitratbelastung der Alsfelder Brunnen waren die Themen des Bauausschusses am Mittwochabend in Altenburg.

„Es geht um eine Betriebserweiterung in beachtlicher Größe. Das Gelände der Firma wird verdoppelt“, berichtete Bürgermeister Stephan Paule. Vor eineinhalb Jahren sei ein städtebaulicher Vertrag mit dem in Altenburg ansässigen Unternehmen geschlossen worden. „Jetzt geht es um den Aufstellungsbeschluss für den Bebauungsplan“, so Paule. Daher müsse der Flächennutzungsplan und der Regionalplan Mittelhessen für die Betriebserweiterung geändert werden. Das sei jedoch eine reine Formalie, da man bereits im Vorfeld grünes Licht vom Regierungspräsidium Gießen bekommen habe.

Allerdings gebe es immer wieder offene Fragen, die er gerne beantworten wolle. Zum Thema Feldweg habe das Bauamt aufgrund einer Pressemeldung eine Stellungnahme verfasst, die er gerne vorlesen wolle. Eine konkrete Wegführung eines Feldweges werde parallel zum Bebauungsplan erarbeitet. Ortsbeirat und Landwirte würden dabei von Beginn an miteinbezogen. „Der Verlauf des Wirtschaftsweges zwischen dem Betriebsgelände und der geplanten Erweiterung hat derzeit eine wichtige Funktion als ‚Zuweg‘ zu den landwirtschaftlichen Flächen sowie zur Holzabfuhr der südlichen Waldflächen“, zitierte Paule. Schon alleine deshalb sei die Stadt schwer dahinter her, dass es einen neuen Weg gebe. Darüber hinaus müsse über den Weg auch die Entwässerung der landwirtschaftlichen Nutzflächen gewährleistet werden. Die Themen seien von Anfang an im städtebaulichen Vertrag fest verankert gewesen, informierte Paule.

Dr. Christoph Stüber (SPD) erklärte, wie die Pressemeldung zustande gekommen sei. Als Mitglied des Ortsbeirates seien er und einige andere von Landwirten und der Jagdgenossenschaft angesprochen worden, wie es denn jetzt mit dem Feldweg weitergehe. Man habe die Fragen aber nicht beantworten können. Wenn die eben zitierten Stellungnahmen vorgelegen hätten, glaube er nicht, dass irgendjemand etwas dagegen gesagt hätte. Daher habe er sich diese Auskunft früher gewünscht. Paule wies daraufhin, dass Stüber aufgrund seiner Kenntnis über den städtebaulichen Vertrag vor eineinhalb Jahren den Bürgern Auskunft hätte geben können, dass ein gleichwertiger Weg zwingend durch den Vertrag vorgeschrieben sei. Trotz der kleinen Meinungsverschiedenheiten wurden sowohl die Zielabweichung zum Regionalplan Mittelhessen als auch die Aufstellung des Bebauungsplanes einstimmig zur Abstimmung empfohlen.

Autobahnzufahrt über die Raststätte Berfa erlauben

Betreffend der Zufahrt zur Raststätte Berfa begründete Stüber zunächst den Antrag. Dabei gehe es der SPD darum, dass Autos und Motorräder durch eine entsprechende Beschilderung die Raststätte zum Auf- oder Abfahren von der Autobahn nutzen dürfen. Viele Berfaer würden das sowieso häufig tun und dann bei Kontrollen zur Kasse gebeten. Außerdem könnten so unnötige Wege vermieden werden und sie würden schneller nach Alsfeld kommen. „Wir wissen, dass das Thema ein Dauerbrenner ist und auch der Bürgermeister schon lange daran Arbeit“, so Stüber.

„Und sein Vorgänger und sein Vorvorgänger“, ergänzte Bürgermeister Stephan Paule. Die aktuelle Stellungnahme der Behörde stehe noch aus, aber auf Anfrage von Oberhessen-live habe die Behörde in einem Pressegespräch am Rande der Vorstellung der Straßenbaumaßnahmen 2017 erste Bedenken geäußert. Dennoch sei es aus Sicht der Verwaltung unschädlich – wenn auch bereits in Arbeit – den Antrag zu stellen. Somit wurde im Anschluss einstimmig empfohlen, den Antrag auf der morgigen Stadtverordnetenversammlung zuzustimmen.

Die Zufahrt der Rastanlage Berfa links. Rechts ein Beispiel, wie es gehen könnten. Foto: privat/archiv

Nitratbelastung im Trinkwasser senken

Auf Anfrage der ALA war der technische Leiter der Alsfelder Stadtwerke Rainer Merle gekommen, um Handlungsempfehlungen gegen die Nitratbelastung im Trinkwasser zu geben. Sämtliche Messwerte würden unterhalb der 50 Milligramm liegen und somit müsste die Stadt laut Gesetzgeber gar nichts unternehmen. Dennoch befasse man sich seit vielen Jahren ausgiebig mit dem Thema Nitrat, so Merle. In den vergangenen Jahren sei eine stetige Zunahme des Nitratgehaltes mit Ausnahme des Brunnens in Ober-Breidenbach festzustellen. Laut seiner Auffassung liege das an den vielen Grünflächen rund um den Brunnen in Ober-Breidenbach.

Die Stadt habe insgesamt acht Brunnen, wobei man beispielsweise seit 20 Jahren in Hattendorf eng mit den Landwirten zusammen, „dem größten Produzenten von Nitrat im Boden.“ Ziel sei damals gewesen, den Nitratgehalt im Trinkwasser um die Hälfte zu reduzieren. Leider habe man trotz der hervorragenden Zusammenarbeit mit den Landwirten den Gehalt lediglich um zehn Milligramm in diesem langen Zeitraum senken können. Das Ziel sei allerdings 20 bis 25 Milligramm gewesen. Um die Nitratbelastung in Elbenrod zu senken, gebe es dort die technische Nitratentfernungseinrichtung im dortigen Brunnen.

Aus seiner Sicht könne man bei allen Brunnen eine Kooperation mit den Landwirten eingehen. „Hinter dem Erfolg stehen jedoch fünf Fragzeichen“, so Merle. Das lasse sich leicht am Beispiel Hattendorf ablesen, wo man bereits die Langzeiterfahrung gemacht habe. Die Kosten schätze er dabei jährlich auf 120.000 Euro.

Weitere Nitratentfernungsanlagen wie in Elbenrod zu bauen, sei eine weitere mögliche Alternative. Dafür würden pro Anlage Kosten von etwa 40.000 Euro und jährliche Betriebskosten von 6.000 Euro pro Anlage entstehen. Das Problem sei jedoch, dass man das Übrige, dann stark nitratbelastete Wasser über neue zu bauende Kanäle, den städtischen Kläranlagen zuführen müsse. In Elbenrod sei das aufgrund der kurzen Entfernung kein Problem gewesen, jedoch bei anderen Brunnen könnten aufgrund langer Strecken die Kosten enorm werden.

Die effektivste Maßnahme sei, wie am Beispiel der Stadt München zu sehen sei, der Erwerb sämtlicher Flächen rund um die Brunnen und eine Umwandlung von Ackerland in Grünland mit anschließender Verpachtung. Jedoch schätzte er dabei den Kostenaufwand auf etwa 3,2 Millionen Euro.

Monika Mandler-Akram von der Umweltabteilung des Regierungspräsidiums Gießen informierte über Lärmschutz. Foto: cdl

Informationen zm Lärmaktionsplan in Alsfeld

Einen sehr fachspezifischen Vortrag zum Thema Lärm hielt zu Beginn der Sitzung Monika Mandler-Akram von der Umweltabteilung des Regierungspräsidiums Gießen. Dabei stellte sie das Berechnungsmodell für Lärm anhand der Vorgaben der Europäischen Union vor und berichtete über mögliche Lärm mindernde Maßnahmen. Die höchste Lärmbelastung bestehe entlang der innerstädtischen Durchfahrtsstraßen an der B49 und der B62. Vom Lärm der Autobahn seien dagegen nur ganz wenige Anwohner betroffen. Dem Lärm effektiv entgegenwirken können man mit Ortsumgehungen, Geschwindigkeitsbegrenzungen oder Durchfahrverbote für Lkw. Außerdem gebe es passive Schallschutzmaßnahmen wie Schallschutzfenster oder entsprechende Fassadendämmung.

Ebenso zur Sprache kam das Tempolimit von 30 Stundenkilometern nachts für Lkw. Der Bürgermeister berichtete, dass der Kreis seit der Genehmigung in Wartenberg und Kirtorf jetzt nicht mehr mit den gestellten Anträgen hinterherkomme, weil sämtliche Vogelsberger Kommunen jetzt Anträge gestellt hätten. Er mache jedoch weiter Druck, weil er es derzeit für eine Ungleichbehandlung der Kommunen halte. Anette Schmidt (SPD) kritisierte das Berechnungsverfahren des RP. Nach ihrem Dafürhalten würden die Gullideckel den größten Lärm verursachen. Man müsse sie berücksichtigen. Mandler-Akram machte jedoch deutlich, dass die Stadt darauf gesondert hinweisen könne.

Detailreich berichtete Mandler-Akram zum Ende ihres Vortrags über die Vor- und Nachteile unterschiedlicher Asphaltarten, die zur Lärmminderung entscheidend beitragen können. Das war zumindest für die beiden Experten Rainer Merle und Carsten Weitzel nicht uninteressant. Beide stellten dazu einige Nachfragen. Da im kommenden Jahr die Ortsdurchfahrt Leusel an der B62 komplett saniert werden soll, wird die Frage nach der Wahl des richtigen Asphalts zumindest bei den Fachleuten noch heftig diskutiert werden.

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