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Faschingsveranstaltung des SV Altenburg bescherte volles Haus und beste Stimmung„Altenburg First“ oder „Der Fluch der Schwalm“

ALTENBURG (ol). Die Hütte war voll in Altenburg, und das lange vorm Start der Faschingsveranstaltung des SVA im DGH, die bereits Tage zuvor restlos ausverkauft war.

So war der Ansturm auf die besten Plätze die erste Herausforderung für das feierfreudige Publikum; die zweite bescherte den Gästen Musikant Bernd Scheuer, der schon früh eine kleine Mitsingnummer mit ihnen einübte, in die sie den ganzen Abend immer wieder einstimmen sollten. Kein Wunder, dass die Stimmung im Saal schon ausgesprochen gut war, als Bundeskanzlerin Angela Merkel – die in Person von Stephanie Ebert offenbar einen ganz besonderen Narren an Alsfelds größtem Stadtteil gefressen hat – die 250 Faschingsfans begrüßte, die den Weg ins DGH gefunden hatten.

Bernd Scheuer übte mit dem Publikum das Lied des Abends ein.

Doch statt ihres letztjährigen Sidekicks Horst Schlemmer bescherte ihr das Schicksal dieses Mal ein ganz anderes Kaliber als Ko-Moderator: Kein Geringerer als Donald Trump (Carsten Ebert) war gleich nebenan auf dem „geilen Mehrzweckplatz des Ex-Ortsvorstehers“ gelandet, zum einen um „Altenburg First“ zu verkünden, zum anderen um distanz- und schamlos auszuteilen, wo auch immer er einen Anlass fand, und es wunderte schließlich sehr, dass er tatsächlich seine Finger von den schönen und jungen Tänzerinnen der Konfetti-Garde des ACC ließ. Diese eröffnen traditionell den Altenburger Fasching mit ihrem Tanz und gewannen sowohl mit ihrem kraftvollen, perfekt choreographierten Auftritt als auch mit ihrem strahlenden Lächeln alle Herzen im Saal.

Angela Merkel und Donald Trump führten durch den Abend.

„Build the Mauer groß and tall and let the Schwälmer pay the wall!“

Danach: die Bütt! Eines der wichtigsten Requisiten, gab es doch gleich drei Reden und einen Sketch auf dieser Sitzung; die erste davon bestritt kein Geringerer als Bürgermeister Stephan Paule. Bekanntlich fühlt er sich auf dem Altenburger Fasching so wohl, dass er auch schon mal anderswo „Ahleburg helau!“ ruft. So hatte er in gewisser Weise ein Heimspiel, als er sich zunächst der „Altenburger Golden Gate Bridge“ widmete – der Brücke über die Schwalm, die das Zeug zum karnevalesken und kabarettistischen Déjà-vu auf der Altenburg hat.

Populisten im Allgemeinen und Donald im Besonderen bekamen ihr Fett weg, doch nicht nur in die weite Welt schwärmte der Rathauschef aus, auch vor der eigenen Haustür fand er allerhand zu kehren: die Denunziationsfreude der Alsfelder bei der Suche nach unangemeldeten Hunden oder die Sorge, dass mit dem Modehaus Charles Vögele vielleicht am Ende ein Freudenhaus in der Fachwerkstatt Einzug halten könnte. Ein Rat des US-Präsidenten erschien dem von Nachbarschaftsproblemen geplagten Bürgermeister dann aber doch ganz interessant, wie er zugab: „Build the Mauer groß and tall and let the Schwälmer pay the wall!“

Alsfeld hat die Absicht eine Mauer zu errichten, verkündete der Mexikaner Paule.

Wahnsinnig viel Musik mit großem Spaßfaktor

Mit Bezug zur Schwalm – der vermeintlichen Heimat des Rotkäppchens – ging es weiter: Die Rotkäppchentruppe gab eine mit wilder Musik unterlegte Froschkönig-Persiflage zum Besten, witzig, überraschend und mit einem wahren Happy End: Denn wen hätte eine potthässliche und dazu noch herrschsüchtige Prinzessin (mit Schnurrbart im Übrigen) eher verdient als den Anton aus Tirol, als welcher sich das noble Ex-Reptil schließlich entpuppte?

Überhaupt gab es wahnsinnig viel Musik auf dieser Sitzung, gut ausgewählt, mitreißend, mit viel Wiedererkennungswert, mitsing-, tanz- und schunkelbar bis in die Morgenstunden. Bevor es jedoch soweit war, schritt Holger Förster erstmals zur Altenburger Bütt. Als frischgebackener, vor Stolz nur so strotzender Opa unterhielt er sein Publikum mit Erfahrungen vielerlei Art, die sicher viele mit ihm teilen. Dass er den Wonneproppen allerdings direkt mit FCB-Fanklamotten ausgestattet hat, fand nur ein Teil der Anwesenden zum Lachen.

Mehr als einmal hatte sich Angela Merkel in diesem Teil des Programms Horst Schlemmer herbeigesehnt – ein Wunsch, der erhört wurde: Nach der ersten Pause war das Dream Team vom letzte Jahr wieder vereint auf der Bühne, was die Kanzlerin sehr freute. Allerdings musste sie im Verlauf des Abends dann doch feststellen, dass Trump und Schlemmer (ebenfalls Carsten Ebert) sich zumindest im Hinblick auf Übergriffigkeit und schlechtes Benehmen nicht unähnlich sind. Schlemmers Blick auf die Bauchtänzerin Julia Waidner-Neumann sprach Bände. „Conga“ hatte sie für ihren Tanz gewählt – rhythmisch und in der Tat sehr sexy.

Horst Schlemmer und Angela Merkel wiedervereint.

Hitparade, live aus Altenburg

Umso größer die Freude, dass sie auch bei „Heinz and Friends“, dem nächsten Programmpunkt mit dabei war. Als Nummerngirl führte sie gemeinsam mit Heinz Heilbronn durch die Hitparade, live aus Altenburg, mit niemand Geringerem als Marianne Rosenberg, Costa Cordalis, Rex Gildo, Michael Holm und Wolfgang Petri. Sie riefen musikalisch und optisch – zumindest soweit ihnen das möglich war – die Hits der 70er-Jahre-Größen in Erinnerung und begeisterten das Publikum, das enthusiastisch mitsang.

Erstmals auf der Altenburger Bühne waren Roland Mohr und Kathrin Planz aus Schwabenrod. Sie hatten ihre eigene Apotheke mitgebracht und unterhielten das Publikum mit in breitestem Hessisch dargebotenen Einsichten aus der „Rentner-Bravo“, der Apothekenumschau also, und den Ergebnissen verschiedenster Arztbesuche und Urinanalysen.

Auch sie hatten die Lacher auf ihrer Seite, doch auch für die nachfolgende Lingelbacher Tanzgruppe waren noch viel Applaus und Begeisterung übrig. Mit lustigen Szenen aus „Bauer sucht Frau“ spielten sie ein schnelles, mit Wahnsinnsmusik untermaltes Programm – über das Casting, die Hofwoche und das Auftreten der einzelnen Hoftiere vor der erwählten Herzensdame. Spätestens zu dem Volksrock-Reißer „Rock mi heut‘ Nacht“ hatten sie den Saal erobert, und das nicht zuletzt mit ihrer tollen jungen Ausstrahlung.

Die Lingelbacher Tanzgruppe inszenierte „Bauer sucht Frau“.

Ahleburger Lappearsch mit geschärtem Bilck fürs Dorfgeschehen

Die Altenburger Dauerbrenner bestritten den letzten Teil des Programms: sehnsüchtig erwartet zunächst die Fantastischen Vier. Auf den ersten Blick an Zahl und an Körpergröße geschrumpft, präsentierten sie eine waghalsige Tanz-Performance auf Zwergenniveau, akrobatisch, richtig witzig und mitreißend ohne Ende. Warum sie dann eigentlich doch zu sechst waren, offenbarten sie ganz am Ende ihrer anspruchsvollen Choreographie, die sie gerne mit einer Bierdusche ihrer Armgeber krönten.

Chronist des Dorfgeschehens ist und bleibt der Ahleburger Lappearsch in Person Rainer Pauls. Nichts entgeht seinem Pannen-Sammel-Trieb, egal, ob es sich dabei um häusliche oder verkehrstechnische Missgeschicke handelt, oder ob sie vor der eigenen Haustür, der Dorfwirtschaft oder weit weg irgendwo an einem Adriastrand passieren: Der Lappearsch weiß alles, reimt alles und gibt es einmal im Jahr zum Besten. Selbst nächtliche Umtriebe bleiben ihm nicht verborgen – so wie die ‚Nachtschneckensammelaktion‘, die fast zu einem Polizeieinsatz auf der Altenburg geführt hat.

Ganzjährig hat der Ahleburger Lappearsch das Dorfgeschehen im Blick.

Den krönenden Abschluss einer jeden Altenburger Faschingsveranstaltung bilden begnadete Körper – begnadet zumeist durch einen BMI-Bonus, der seinesgleichen sucht. Begnadet aber auch durch zwei Trainerinnen, die mit ihren Jungs eine tolle Piratengeschichte erzählten, welche am Ende natürlich zu einer klassischen Männerballettnummer wurde – mit Bikini-Oberteil und Baströckchen und nicht bis in die letzte Konsequenz politisch korrekt. Aber was soll’s: Schön war’s, witzig war’s – der feuchte Traum eines in der Südsee gestrandeten Piraten oder doch vielleicht eher der „Fluch der Schwalm“?

Mit dieser und anderen Fragen am Ende eines fünfstündigen Programms konnten sich die Gäste im DGH noch lange beschäftigen: Es wurde gefeiert bis in die Morgenstunden – ‚Ahleburg helau 2017‘ ist Geschichte, aber die Freude und der Spaß daran werden sich noch lange auf der Altenburg halten.

Weitere Fotos von der Faschingssitzung

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