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Anzahl an Arbeitslosen im Vogelsbergkreis im vergangenen Jahr gestiegen - im Vergleich mit Gießen und der Wetterau weiterhin die niedrigste ArbeitlosenquoteMit Entwicklung des Arbeitsmarkts 2016 zufrieden

GIESSEN (ol). Für den heimischen Arbeits-, Ausbildungs- und Stellenmarkt hat Eckart Schäfer, Leiter der Arbeitsagentur Gießen, jetzt eine Bilanz für 2016 veröffentlicht. „Im abgelaufenen Jahr hat sich der Arbeitsmarkt in Mittelhessen vorwiegend positiv entwickelt“, so Schäfer.

„Trotz manch politischer und wirtschaftlicher Turbulenzen im Ausland, ist die Zahl der Arbeitslosen weiter gesunken und die der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten gestiegen. Zudem bewegt sich die Zahl der unbesetzten, gemeldeten Stellen weiterhin auf einem sehr hohen Niveau.“ Das geht aus einer Pressemeldung der Agentur für Arbeit in Gießen hervor.

Beim Ausblick auf 2017 ist Schäfer verhalten optimistisch: „Auch wenn wir im nun vor uns liegenden Jahr mit einigen Herausforderungen rechnen müssen, blicke ich positiv nach vorn. Die konjunkturellen Aussichten sind gut und internationale Krisen werden voraussichtlich nur geringe Auswirkungen auf den regionalen Arbeitsmarkt mit sich bringen. Wir müssen uns auf eine zunehmende Zahl von Menschen mit Fluchthintergrund auf dem Arbeitsmarkt einstellen. Dadurch wird auch die Anzahl der Arbeitslosen steigen. Gleichzeitig gehen wir von einer weiter steigenden Zahl an sozialversicherungspflichtig Beschäftigten aus.“

Im Bezirk der Agentur für Arbeit Gießen seien 2016 im Jahresdurchschnitt 18.839 Menschen arbeitslos gemeldet gewesen. Dies entspreche einem Rückgang um 637 Erwerbslose gegenüber dem Vorjahr. Die Arbeitslosenquote sei im Jahresmittelwert um 0,2 auf durchschnittlich 5,3 Prozent gesunken. Wie bereits ein Jahr zuvor, habe erneut ein nennenswerter Anstieg bei den Stellenzugängen verzeichnet werden können. Der Arbeitsagentur Gießen sowie den Jobcentern des Kreises Gießen und der Wetterau hätten Arbeitgeber im abgelaufenen Jahr 22.137 neue sozialversicherungspflichtige Stellen gemeldet. Dies seien 2.463 Arbeitsstellen oder nennenswerte 12,5 Prozent mehr als im Jahr 2015 gewesen.

Der Bestand an offenen sozialversicherungspflichtigen Arbeitsstellen habe im Jahresschnitt bei 6.066 Stellen gelgen. Gegenüber dem Vorjahreswert sei dies ein Anstieg um 1.010 Stellen oder 20 Prozent.

Aus den Regionen

In den mittelhessischen Landkreisen Gießen, Wetterau und Vogelsberg habe sich die Arbeitslosigkeit im abgelaufenen Jahr ungleich entwickelt. Während im Landkreis Gießen und der Wetterau die Arbeitslosigkeit weiter gesunken sei, sei die Zahl der Erwerbslosen im Vogelsbergkreis gestiegen. Nach dem Zugang von 118 Arbeitslosen im Jahresschnitt gegenüber 2015, habe die Zahl derer bei 2.409 gelegen. Dies entspreche einer Arbeitslosenquote von 4,2 Prozent im Vogelsberg. Das seien 0,2 Prozentpunkte mehr als noch im Jahr zuvor. Alle Personengruppen seien von diesem Anstieg betroffen gewesen.

Im Kreis Gießen seien 2016 durchschnittlich 8.946 Arbeitslose gemeldet gewesen. Damit sei die Zahl derer im Jahresschnitt gegenüber dem Vorjahr um 366 gesunken. Davon hätten ältere Erwerbslose und Langzeitarbeitslose profitieren können. Die durchschnittliche Quote sei um 0,3 Prozentpunkte auf nun 6,4 Prozent zurückgegangen.

Im Wetteraukreis sei die Zahl der Arbeitslosen 2016 im Jahresdurchschnitt gesunken. 7.485 Personen seien erwerbslos gemeldet gewesen. Dies entspreche einem Rückgang zum Vorjahr um 389 Menschen.  In der Wetterau seien es vorwiegend Ältere und Langzeitarbeitslose gewesen, die von der positiven Arbeitsmarktentwicklung profitierten. Die durchschnittliche Arbeitslosenquote sei um 0,3 Prozent auf zuletzt 4,6 Prozent gesunken.

Männer und Frauen

Nach Geschlechtern betrachtet, habe sich die Arbeitslosigkeit gleichermaßen positiv entwickelt. Dabei hätten Frauen von der guten Entwicklung des Arbeitsmarktes stärker profitiert. Im Bezirk der Arbeitsagentur Gießen seien 2016 im Jahresschnitt 10.532 Männer arbeitslos gemeldet gewesen, 158 weniger als im Durchschnitt von 2015. Dies entspreche einer Arbeitslosenquote von 5,6 Prozent bei den Männern. Im gleichen Zeitraum seien 8.307 Frauen im Jahresschnitt erwerbslos gemeldet gewesen, 479 weniger als 2015. Daraus ergebe sich eine durchschnittliche Erwerbslosenquote von 4,9 Prozent.

Ältere Arbeitnehmer

Die Zahl der über 50-jährigen Erwerbslosen sei 2016 durchschnittlich um 134 Personen gesunken. Danach seien 6.490 Ältere im Jahresschnitt arbeitslos gemeldet gewesen. Dies entspreche einer Arbeitslosenquote von 5,5 Prozent und damit 0,3 Prozent niedriger als noch ein Jahr zuvor.

 Jüngere unter 25 Jahren

Die Arbeitslosigkeit bei den Jugendlichen unter 25 Jahren sei 2016 gestiegen. Dies sei mitunter auf den Zuzug junger Geflüchteter zurückzuführen. Zum Jahresabschluss habe die Quote bei 5,1 Prozent gelegen, ein zehntel Prozentpunkt höher als vor einem Jahr. Dies entspreche einer jahresdurchschnittlichen Zahl von 1.937 jungen, arbeitslosen Menschen, 56 mehr als 2015.

Rechtskreise SGB III und SGB II

Die Anzahl der Arbeitslosen habe sich bei den beiden Rechtskreisen (Betreuung SGB III durch die Arbeitsagentur und SGB II durch die Jobcenter) gleichermaßen reduziert. Eine nominal stärkere Reduzierung sei bei der Arbeitsagentur zu verzeichnen gewesen.

Im Jahresschnitt seien 2016 bei der Agentur für Arbeit Gießen 5.678 Personen erwerbslos gemeldet gewesen, 386 weniger als im Vorjahr. Bei den Jobcentern in Gießen und der Wetterau sowie der Kommunalen-Vermittlungsagentur im Vogelsberg (KVA) seien 2016 im Durchschnitt 13.161 Personen arbeitslos gemeldet gewesen, 251 weniger als 2015.

Fachkräftebedarf

Auch in den nächsten Jahren sei in Mittelhessen mit einem weiter steigenden Fachkräftebedarf zu rechnen. Für offene qualifizierte Stellen seien bereits jetzt häufig nur schwer passende Arbeitnehmer zu finden. Den Übergang von der Schule zur Ausbildung und in den Beruf zu gestalten, werde auch zukünftig eine der größten Herausforderung bleiben. Viele Jugendliche stünden dem Ausbildungsmarkt nicht zur Verfügung, da sie einen höheren Schulabschluss anstreben oder noch nicht die nötige Ausbildungsreife hätten. Die demografische Entwicklung verschärfe diese Situation zusätzlich.

Langfristige und abschlussorientierte Qualifizierung von Erwerbslosen, Arbeitssuchenden und Beschäftigten werde durch die Arbeitsagentur weiter vorangetrieben und unterstützt. Das lebenslange Lernen soll zum Standard werden.

Geflüchtete Menschen

Der Zuzug geflüchteter Menschen nach Deutschland und ihre Integration sei eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung, an deren Bewältigung die Arbeitsagentur einen besonderen Anteil habe. Unverändert bleibe die wichtigste Hürde für die Geflüchteten der Spracherwerb.

Anfang Januar hätten die Arbeitsmarktbüros in Gießen, Friedberg und Lauterbach ihre Arbeit aufgenommen. Sie würden für geflüchtete Menschen und ehrenamtliche Begleiter als eine erste Anlaufstelle eingerichtet, um Asylbewerber schnellstmöglich zu beraten und zu orientieren. Diese Dienstleistung sei von den genannten Zielgruppen sehr gut angenommen worden.

Im August sei das Ankunftszentrum, eine gemeinsame Einrichtung des Landes Hessen (die hessische Erstaufnahmeeinrichtung – HEAE) und des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF), in der Rödgener Straße in Gießen eröffnet worden. Dort angeschlossen sei eine Beratungseinrichtung der Arbeitsagentur, um eine möglichst zeitnahe Integration von Flüchtlingen in der Arbeitsmarkt zu befördern.

Angesichts der vielen offenen Stellen am Arbeitsmarkt fragten sich viele, ob Flüchtlinge, die jetzt nach Deutschland zugezogen seien, diese Lücke schließen könnten. Bei den Zuwanderern, die sich bei den Agenturen und Jobcentern arbeitslos meldeten, scheine die große Mehrheit keine formale Qualifikation entsprechend unseres Bildungssystems zu haben. Wichtig sei es jedoch, den Blick auf die Kompetenzen, Erfahrungen und Potentiale zu richten, die diese Menschen mitbringen. Viele Menschen, die heute als Flüchtlinge zu uns kommen, seien also oft nicht die Fachkräfte von morgen, sondern eher von übermorgen.

Ausbildungsmarkt

Auf dem Ausbildungsmarkt sieht die Arbeitsagentur positive Entwicklungen aber auch einige Herausforderungen. Im Bezirk der Arbeitsagentur Gießen, zu dem die Landkreise Wetterau, Vogelsberg und Gießen gehören, seien seit September 2015 (bis Oktober 2016) insgesamt 4.979 Bewerber aufgenommen und beraten worden. Dies sei gegenüber dem Vorjahr ein Anstieg um 170 Jugendliche.

Bis zum Ende des Berechnungszeitraums seien 281 junge Menschen noch unversorgt geblieben. Die Anzahl derer habe durch eine Nachvermittlungsaktion nochmals reduziert werden können.

Arbeitgeber hätten von September 2015 bis Oktober 2016 im Bezirk der Arbeitsagentur Gießen insgesamt 4.029 Ausbildungsstellen gemeldet. Knapp zwei Drittel der Stellen seien im Dienstleistungsbereich und knapp ein Drittel vom Handwerk gemeldet worden. Zum Stichtag am 30. September seien noch 218 Ausbildungsstellen unbesetzt gewesen.

 

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