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Zu Silvester: Zeit nehmen, glücklich sein und reden - was vielleicht wirklich zähltZeit zum Lachen, Weinen und Konfetti Werfen

Es gibt Dinge, die kehren immer wieder zurück. Trotzdem sind wir umso erstaunter, wenn sie nicht mehr leise an die Tür klopfen, sondern regelrecht ins Haus fallen. Nicht anders verhalten wir uns, wenn sich „plötzlich“ das neue Jahr ankündigt. Wir ertappen uns selbst dabei, wie wir Plätzchen essend darüber philosophieren, was wir noch machen könnten, sollten und müssten. Zwischen Motivation und Müdigkeit stellen wir fest, dass wir uns vielleicht überschätzt haben und beginnen fröhlich Vorsätze für das neue Jahr zu spinnen.

Als müssten wir es nicht besser wissen, ziehen wir Jahr für Jahr die gleiche Spieluhr auf. Die Melodie ist stets dieselbe: Wir wollen mehr leisten und weniger Stress haben, wollen mehr Zeit haben und weniger davon verschwenden, wollen mehr Sport machen und mehr entspannen. Wir verspinnen uns in ein wirres Netz von Gegensätzen ohne zu merken, dass Träume erst einmal laufen lernen müssen, bevor sie in Erfüllung gehen.

Mit dem Neuen, das wir erwarten, geht auch stets das Alte einher, das wir betrachten, bewerten und vielleicht verwerfen. In einem Jahr kann so vieles passieren. Manchmal sind Sekunden dafür verantwortlich, manchmal warten wir aber auch vergebens Stunden, gar Tage, bis etwas passiert. Dieses „etwas“ kann so verschieden sein und so vieles in uns wecken. Deswegen kann ich mir nicht anmaßen eine pauschale Aussage darüber zu treffen, was 2016 mit sich brachte. Es gibt mehr Meinungen als Menschen und mehr Gefühle, als die, die tatsächlich an die Öffentlichkeit gelangen. Es gibt viele Worte und Gesten, um zu zeigen was da ist, da war und sein wird. Es gibt Sachen, die gibt es für den ein oder anderen gar nicht und dann gibt es Sachen, die gibt es nicht und jeder glaubt daran.

Zusammenhänge können so verschieden sein, wenn nur ein Bestandteil ausgetauscht wird. Wahrnehmungen und Gedanken variieren stets mit dem, was ein Mensch erlebt, gedacht und gefühlt hat. Wenn man das alles berücksichtigt, ist es nicht möglich über etwas zu urteilen, was jeder für sich selbst entscheiden muss. Nun grenzt es ebenfalls an eine Unmöglichkeit zu sagen, was jemand machen soll oder muss. Genau das sollen und müssen die nachfolgenden Zeilen auch gar nicht. Sie können jedoch Träumen im kommenden Jahr vielleicht das Laufen beibringen – wenn man es zulässt.

Ich mach‘ mir die Welt, wie sie mir gefällt

Dreht sich in unzähligen Horoskopen, ominösen Webseiten und im Fernsehen alles darum, wie man die Vorsätze anderer verwirklichen kann, reicht es für das eigene Glück vielleicht einmal auf Pipi Langstrumpf zu hören. Wenn sie davon singt, dass sie sich die Welt so macht, wie sie ihr gefällt – dann heißt das nicht, dass man nur sieht, was man sehen will und den Rest außer Acht lässt. Viel mehr wird damit doch eigentlich gesagt, dass man dazu beitragen kann, die Welt so zu gestalten, dass sie jedem von uns gefällt. Und weil Angst, Neid, Hass, Missgunst und dergleichen uns das Gefühl von Zufriedenheit und Glück rauben – haben sie in dieser Welt einfach keinen Platz.

Nun darf man sich allerdings nicht darauf verlassen, dass alles irgendwie gut wird, weil andere dafür sorgen. Schließlich besagt eine Binsenweisheit, dass jeder seines eigenen Glückes Schmied ist. Das mag stimmen und doch reicht es nicht, um eine Antwort auf das „wie“ zu finden. Denn wer glücklich ist und dieses Glück für sich behält, muss irgendwann regelrecht platzen. Nicht vor Freude, sondern weil er sich nicht auslassen kann. Weil ihm niemand sagt, dass er etwas gut oder schlecht getan hat. Weil ihm niemand sagt, wie er etwas besser machen kann oder wie alles so bleibt, wie er es möchte. Alles, was ihn einst begeistert hat, wird er bald in grauer Einfalt ansehen. Er wird es für „normal“ und „alltäglich“ halten – weil sein Funke, nie ein großes Feuer entzünden konnte. Eine Welt, wie sie uns gefällt, kann nur aus Leuten bestehen, die mit sich selbst zufrieden sind und dieses Gefühl weiter – und nicht aufgeben.

Das Herz auf der Zunge tragen

Gefühle sind da, um geteilt zu werden. Seien es traurige, fröhliche, laute und leise – sie haben alle ihre Berechtigung. Über den Tag verteilt, hört man einiges. Man hat jedoch das Gefühl, das wir alles erzählen – vieles aber auch, um nicht das zu sagen, was wir wirklich sagen wollen. Ich kann nicht hinter Wände blicken und wenn jemand flüstert, höre ich das nicht. Was ich jedoch merke ist, dass viel zu selten das Herzen aus uns spricht. Häufig ärgern wir uns, weil wir nicht ausgesprochen haben, was für uns wichtig war. Wir fragen nicht, weil unsere Frage dumm sein könnte. Wir antworten nicht, weil wir darauf warten, dass jemand unsere Gedanken lesen wird. Wir warten, bis wir schließlich verstummen, und hoffen trotzdem, dass sich etwas ändert. Doch damit sich etwas ändern kann, muss man sich äußern. Manchmal erfordert das Mut, doch wer ihn einmal aufbringt, der braucht ein weiteres Mal nicht mehr so viel davon!

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Konfetti in die Luft werfen und einfach mal freuen

Dennoch sind Aufregen und aus dem Herzen sprechen nicht das gleiche. Wer sich ständig aufregt, der verschwendet nicht nur Zeit und läuft Gefahr seinen Blutdruck unnötig in die Höhe zu treiben, sondern übersieht salopp gesagt alles Schöne im Leben. Auch wenn es nicht immer so scheint, so gibt es davon doch wirklich viel. Etwas ganz besonders Schönes steckt im Lachen jedes Menschen. Umso erstaunlicher ist es, dass wir es so wenig tun. Vielleicht gehört das Griesgrämige zu unserem Alltagsgesicht und wir heben uns das Lachen für die ganz besonderen Momente auf. Vielleicht lassen wir uns aber auch einfach nur viel zu selten begeistern. Dabei vergessen wir, dass sich selbst in der kleinsten Ecke der Welt, Großartiges entdecken lässt. Wir vergessen, dass die Menschen, die uns umgeben, besonderer nicht sein könnten. Und anstatt sich einmal so richtig zu freuen über Familie und Freunde, regen wir uns auf – über Dinge, die man nicht mehr ändern kann.

Zeit schenken und Zeit nehmen

Man sagt, dass die wichtigsten Dinge sowieso keine Dinge sind. Umso unverständlicher ist es, dass wir für Dinge viel Zeit aufwenden, für Keine-Dinge aber keine Zeit. Dabei wissen wir doch alle, dass das Leben spielt, wie es will. Wir wissen, dass wir nur eine begrenzte Zeit hier verbringen werden. Trotzdem finden wir stets Ausreden, die uns davon abhalten, einmal durchzuatmen, sich zusammenzusetzen und herzhaft zu lachen. Wir nehmen uns weder Zeit für uns selbst, weil wir tausendundeins „wichtige“ Aufgaben erledigen müssen. Noch nehmen wir uns Zeit für andere, weil wir keine Zeit für uns selbst haben.

Auch wenn es mir nicht zusteht, über richtig und falsch zu urteilen – so kann ich doch sagen, dass das, was wir tun, wahrlich falsch ist. Denn die Dinge, die wir uns kaufen können, weil wir eben so viel arbeiten, können alles – nur machen sie uns weder dauerhaft glücklich, noch lieben wir sie und sie lieben uns auch nicht. Alles, was wir hingegen nicht kaufen können, kann alles ohne Ausnahmen. Alles kann uns verdammt glücklich oder verdammt unglücklich machen, ohne dabei auf Zeit und Raum zu achten. Weil wir das wissen, müssen wir uns Zeit nehmen. Zeit zum Reden, zum Genießen, Zeit zum Lieben und vor allem auch Zeit zum Danke sagen – und wenn wir das nicht getan haben, so vielleicht am letzten Tag des alten Jahres oder am ersten Tag des neuen Jahres.

Danke an all die Menschen, die mich lachend und weinend durch das Jahr 2016 begleitet, mich bestärkt, motiviert, unterstützt und überhaupt ertragen haben. Danke an all die Menschen, die sich meine Worte zu Herzen genommen haben. Danke, an einen ganz besonderen Menschen, der dieses Jahr für mich zum schönsten aller Jahre gemacht hat!

Und wer sich einmal Vorsätze, der etwas anderen Art machen möchte, der findet hier eine kleine Inspiration.

Jessica Haak

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