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Wie feiern eigentlich andere Länder Weihnachten? Verrückte Bräuche, alte Traditionen und neue ZeitenWeihnachten rund um die Welt

ALSFELD (bk). Weihnachten ist ein Fest, das Rund um die Welt bekannt ist und überall anders begangen wird und doch irgendwie ähnlich ist. Genau deshalb blicken wir in diesem Jahr über den Tellerrand hinaus und schauen nicht nur bei unseren direkten Nachbarländern, was an Weihnachten so Tradition ist, sondern springen in die verschiedensten Länder der Welt.

Andere Länder, andere Sitten – das merkt man besonders an Weihnachten. Wer hätte gedacht, dass Weihnachten selbst in Europa doch so unterschiedlich gefeiert wird? Wie in Deutschland Weihnachten gefeiert wird ist klar, bevor es aber soweit ist, blicken wir doch nochmal auf den Rest der Welt.

Joyeux Noël!

In Frankreich kommt Père Noël in einem langen roten Gewand mit Zipfelmütze und trägt seine Geschenke in einer Kiepe – eine Art Weidenkorb – auf dem Rücken. Das Weihnachtsessen hat in Frankreich eine ausgedehnte Tradition. Meist wird ausgiebig geschlemmt. Ob nun Hummer, Austern, Schnecken und Wein oder Truthahn mit Wallnüssen. Das Dessert ist dabei das Highlight. Dabei hat man eine riesige Auswahl, traditionell kommt aber oft Bûche de Noël, eine Biskuitrolle mit Schokoladen-Buttercreme-Füllung oder in der Provence pompe à l’huile, ein aromatisiertes Brot, auf den Teller. Gesungen wird bei dem heiteren Fest natürlich auch. Am liebsten Petit Papa Noël, bevor am 25. dann die Geschenke geöffnet werden.

Merry Christmas!

Wenn Sinterklaas und Zwarte Piet kommen, können wir nur in den Niederlanden oder in Belgien sein. In beiden Ländern ist der Nikolausabend weitaus wichtiger als Weihnachten. Zwar wird inzwischen hier und da auch mit dem Weihnachtsmann gefeiert, allerdings ist man darüber geteilter Meinung. Viele halten die Einflüsse von Weihnachten nicht für gut, da sie fürchten, dass der Sinterklaasavond – Nikolausabend – irgendwann zu kurz kommen könnte.

Auf den britischen Inseln bringt der Father Christmas am Christmas Eve die Geschenke in die am Kamin aufgehängten Strümpfe. Diese werden dann am Morgen des 25ten ausgepackt. Am Christmas Day kommen die Familien oder sogar Freunde zu einem traditionellen Weihnachtsmahl zusammen. Der Truthahn ist dabei der Mittelpunkt des opulenten Festmahles. Er hat mit „Gregor“ sogar seinen eigenen Namen und wird entweder mit Backpflaumen und Äpfeln oder Hackmasse und Brot gefüllt. Das Essen an sich gleicht einer Party. Es werden oft Papphüte getragen und Knallfrösche gezündet.

Nach dem Essen macht man es sich dann vor dem Fernseher gemütlich, um der jährlichen Weihnachtsansprache der Queen zu lauschen. Am zweiten Weihnachtsfeiertag, der in England als Boxing Day bezeichnet wird, werden traditionell Bekannte und Freunde besucht. Was unbedingt zum Weihnachtsfest gehört ist der Mistelzweig, unter dem man sich dann küssen darf, wenn man zu zweit darunter steht.

Der Abschluss der Weihnachtszeit wird am 6. Januar gefeiert, wenn Mari Lwyd, eine weiß vermummte Person mit Pferdeschädel, vorbei kommt und Rätsel stellt. Wer versagt, muss Mari Lwyd hereinbitten und bewirten: Das soll Glück bringen.

Geseende Kerfees!

Auch in Afrika wird Weihnachten gefeiert. Jedoch meist nicht am 24. Dezember, denn hier richtet man sich vielerorts nach dem Julianischen Kalender bei dem Weihnachten erst am 7. Januar stattfindet. Hier geht es selten um Geschenke. Es geht um das zusammen sein von Freunden und Familie. Es wird gegessen, gespielt, Sport getrieben und einfach nur der Festtag genossen. Dekoriert wird aber auch in Afrika. Von Kerzen, Lampen und funkelndem Schmuck ist fast alles dabei.

In Liberia kommt statt dem Weihnachtsmann der Bayka (Teufel) in die Stadt und läuft die Straßen rauf und runter, um Geschenke für sich zu sammeln.

Kwanzaa ist ebenfalls ein Fest, was in die Weihnachtszeit fällt. Es ist quasi das afrikanische Pendant zum kirchlichen Weihnachtsfest. Gefeiert wird es dank dem Black-Power-Aktivisten Maulana Karenga vom 26. Dezember bis zum 1. Januar. Es ist ein kulturelles Fest, welches weltanschauliche Elemente aus unterschiedlichen afrikanischen Erntezeremonien enthält. Ähnlich wie beim jüdischen Chanukka werden hier Kerzen angezündet. Sieben Stück an der Zahl. Drei grüne, drei rote und eine schwarze Kerze, die die Farben Afrikas verkörpern sollen. Jede Kerze steht für ein bestimmtes Thema: Einheit, Selbstbestimmung, Gruppenarbeit und Verantwortung, Kooperative Wirtschaftlichkeit, Sinn und Zweck, Kreativität und Glaube.

Rõõmsaid Jõulupühi!

In den nordischen Ländern ist das Weihnachtsfest dem deutschen gar nicht so unähnlich. In Estland  kommt jõuluvana, um den Kindern im Gegenzug zu Gesang und Gedichten Geschenke zu bringen. Es wird zusammen gegessen, getrunken und gefeiert. Jedoch bleiben die Reste hier über Nacht auf der Festtafel stehen, damit die Geister der Verwandten, Bekannten und Freunden zu Besuch kommen und sich bedienen können. Üblicherweise geht man auch auf Friedhöfe um Kerzen für die Verstorbenen anzuzünden, ehe man am 25. Dezember die Ruhe und den Frieden zum Ausspannen nutzt.

Island feiert von Heiligabend bis zum Dreikönigstag Weihnachten. Jedoch kommt hier nicht der Weihnachtsmann, hier kommen gleich dreizehn Weihnachtszwerge. Sie kommen von den Bergen und ähneln vom Aussehen her dem Weihnachtsmann. Der Erste kommt zwölf Tage vor Heiligabend und der Dreizehnte an Heiligabend, sodass nun alle dreizehn zusammen sind. Nun geht es anders herum. Der Erste verschwindet am ersten Weihnachtsfeiertag und der Letzte am Dreikönigstag.

Vasel Koleda!

Väterchen Frost bringt in Russland die Geschenke. Allerdings erst am 31. Dezember – bei Orthodoxen am 7. Januar – und nur im Austausch gegen das Aufsagen von Gedichten und das Singen von Liedern. Der Tannenbaum wird besonders kitschig geschmückt und oftmals wird sich auch noch in Kostüme geschmissen, ähnlich der deutschen Fasching Traditionen. Das Festmahl ist auch in der russischen Kultur sehr ausgeprägt. Nach 12 Uhr geht es dann zu den Häusern in der Nachbarschaft. Doch nicht etwa, um mit ihnen zu feiern. Viel mehr wartet man, bis die Tür aufgeht, und wirft dann Reis in die Wohnung. Dies soll im neuen Jahr Glück bringen.

Traditionell endet die am 15. November beginnende Fastenzeit in Bulgarien am 25. Dezember und läutet das bulgarische Weihnachtsfest Koleda oder Roschdestwo Christowo ein. Deshalb wird pünktlich an Heiligabend eine ungerade Zahl an Gerichten vorbereitet, jedoch ohne tierische Erzeugnisse. Zu Beginn des Festmahls wird ein spezielles rundes Brot, indem eine Münze versteckt ist, zwischen allen Familienmitgliedern, den Haustieren und auch ein Stück für Gott und der heiligen Maria geteilt: Wer die Münze bekommt, wird im nächsten Jahr von Glück und Gesundheit gesegnet sein. Das älteste Familienmitglied geht mit Weihrauch durch alle Zimmer, damit das Böse vom Haus fernbleibt. Ab Mitternacht bis Sonnenaufgang des ersten Weihnachtstages ziehen singende junge Männer, die Koledari von Haus zu Haus. Mit ihren Liedern sollen sie die bösen Geister verjagen und Glück bringen. Im Gegenzug bekommen die Koledari von den Leuten Brezeln, Wein oder auch Geld.

Feliz Navidad!

Auf die symbolische Suche nach einer Herberge machen sich die Mexikaner ab dem 15. Dezember. In den neun Tagen bis Weihnachten, die Posadas genannt werden, gehen Maria und Joseph von Haus zu Haus und suchen Unterschlupf. In dieser Zeit finden in Kirchen, Schulen und Theatern die traditionellen Pastorelas, oft komische Darstellungen der Wanderungen der Hirten zum Jesuskind, statt. Der Gastwirt lädt Joseph und Maria schließlich in sein Haus ein. Es wird eine piñata zerschlagen, Ponche getrunken und Buñuelos gegessen. Erst nachdem um Mitternacht symbolisch das Jesuskind in die Krippe gelegt wurde, werden dann auch die Geschenke geöffnet.

In Spanien wir die Weihnachtszeit am 22. Dezember mit der traditionellen Ziehung der Weihnachtslotterie eingeläutet. Nochebuena wird dann mit der Familie bei leckerem Essen zugebracht, ehe es zur Misa de Gallo, einer Mitternachtsmesse, geht. Am 28. Dezember, dem Fest der Unschuldigen Kinder, gibt es den alten Brauch andere durch erfundene oder verdrehte Geschichten hereinzulegen. Es ist sogar üblich, das selbst die Medien an diesem Tag möglichst glaubwürdige Falschmeldungen bringen. Geschenke bekommen Kinder nicht vom Weihnachtsmann oder dem Christkind, sondern von den Reyes Magos – den Heiligen Drei Königen. Die Ankunft der Heiligen Drei Könige,  wird in Form eines Festumzuges um 5. Januar gefeiert.

Der größte Unterschied ist daneben, dass es in Spanien keine Weihnachtsbäume gibt. Dahingegen werden in den Wohnungen Weihnachtskrippen aufgestellt. Selbst an öffentlichen Plätzen wie Cafés, Schaufenstern von Geschäften und dergleichen werden Krippen aufgebaut und festlich ausgestattet. Die Straßen sind mit Lichterketten geschmückt.

Mo’adim Lesimkha!

Oft kommt ja auch die Frage auf, ob Juden auch Weihnachten feiern, weshalb wir auch einen Blick auf jüdische Traditionen werfen wollen. Juden feiern Chanukka: das Lichterfest. Es ist ein Fest über acht Tage. Jede Familie besitzt in der Regel einen achtarmigen Chanukka-Leuchter, an dem jeden Tag eine Kerze angezündet wird, bis schließlich alle Kerzen brennen. Viele Leuchter haben auch noch eine neunte Halterung in der Mitte. Diese dient der Schamasch, der Diener Kerze, die dazu benutzt wird, die anderen Kerzen anzuzünden. Dabei werden Lieder gesungen und Geschichten erzählt. Es erinnert an den Sieg der Makkabäer gegen die Armee von Antiochus Epiphanes in Israel. Chanukka ist im Grunde ein häusliches Fest, wo sich die Familie und Freunde versammeln, um ausgelassen zu feiern. Kinder bekommen Süßigkeiten und Geschenke und auch die Festtafel ist gut gefüllt.

Jeder feiert anders Weihnachten – auch in Deutschland gibt es von Region zu Region andere Traditionen. In diesem Sinne wünscht Oberhessen-Live allen Lesern fröhliche Weihnachten.

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