VideoGesellschaft1

Foto-Aktion: So schön ist der Goldene Herbst!„Unter meinen Schuhen raschelt dunkles Gold…“

Inzwischen ist er auch bei uns richtig angekommen: der Herbst. Golden, rot, orange – bunt. Morgens muss man sich durch den Nebel kämpfen, zum Kaffee am Nachmittag passt am Besten der noch warme Zwetschgenkuchen und zu später Stunde flackert in den ein oder anderen Kaminen ein warmes Feuer. Wir wollten von Euch wissen: Wir sieht der Herbst vor Eurer Haustür aus? Einige Leser und Leserinnen haben uns ihre schönsten Herbstfotos geschickt, die wir heute vorstellen möchten.

Der Regen prasselt gegen die Scheiben, die Füße stecken in dicken Wollsocken und vor dem Schlafen wird schnell noch die Wärmflasche ins Bett geschmuggelt: Der Herbst ist da. Für viele heißt das, der Sommer ist vorbei. Es wird kalt und ungemütlich und man verkriecht sich am Liebsten drin. Doch wer der Jahreszeit eine Chance gibt, der wird sehen, sie hat auch schöne Seiten.

Wenn man einen klaren Morgen erwischt, kann man am Horizont einen der tollsten Sonnenaufgänge des Jahres beobachten. Und auch tagsüber steckt sie voller Überraschungen: Die bunten Kleider der Bäume bieten ein Naturschauspiel der besonderen Art.

Wer zur passenden Uhrzeit vor die Tür geht, der kann so manchen Sonnenauf- und Untergang beobachten. Foto: Nina G.

Wer zur passenden Uhrzeit vor die Tür geht, der kann so manchen Sonnenauf- und Untergang beobachten. Foto: Nina G.

Woran das liegt? Die Blätter verfärben sich aufgrund des Abbaus des grünen Blattfarbstoffes Chlorophyll, der aus den Blättern als Energiequelle in die Wurzeln geleitet wird. Durch das Fehlen des Chlorophylls kommen nun die restlichen Farbstoffe zur Geltung, wie etwa das gelbe Karotin und das rote Anthocyan. Dank ihnen verwandelt sich der sattgrüne Wald dann in ein Meer aus warmen Farbtönen.

Bäume

Ob mit Freunden, der Familie oder dem liebsten Vierbeiner: Ein Spaziergang im Herbst macht einfach Spaß. Foto: Anna H.

Dieser Anblick lockt so manchen Fotografen, Maler und auch Schreiberling aus seinem Versteck. Denn es ist nicht verwunderlich, dass kein anderes Naturschauspiel so oft Motiv der Dichtung wurde, wie der Herbst. So empfand auch der 1875 geborene deutschsprachige Lyriker Rainer Maria Rilke, der in seinem Gedicht „Herbst“ schrieb:

„Die Blätter fallen, fallen wie von weit,
als welkten in den Himmeln ferne Gärten;
sie fallen mit verneinender Gebärde.“

Für viele ist der Herbst eine wahre Fundgrube an Ideen und Entdeckungen. Und das nicht nur vor der Tür und im Wald – sondern auch in der Küche: Denn sprachgeschichtlich bedeutet das Wort „Herbst“ so viel wie „Erntezeit“ und das lässt sich auch bei uns beobachten: Viele Obst- und Gemüsesorten sind inzwischen reif und warten auf ihre Ernte. So beispielsweise viele Kohlsorten, wie etwa Kohlrabi, Weißkohl und Rotkraut. Auch verschiedene Salate, etwa Spinat und Mangold kommen momentan frisch vom Feld.

Besonders beliebt ist zur Herbstzeit der Kürbis: Im Kuchen, als Suppe, in der Pfanne gebacken oder als Zierde für Halloween Ende Oktober – das leckere Gemüse hat so einiges zu bieten. Genauso steht es um Kartoffeln, Pilze, Zucchini und Karotten, die in heimischen Gärten und Wäldern zu finden sind. Doch es geht auch süß: Was wäre der Herbst ohne Zwetschgen und Äpfel? Von Gelee und Marmelade, über Kuchen, Nachspeisen und Kompott bis hin zu Pflaumenknödeln und warmen Apfelmus. Vom Kulinarischen her hat die goldene Jahreszeit so einiges auf den Tisch zu bringen!

Pfaumenkuchen

Wenn es draußen kalt wird, wird es im Haus lecker: Zwetschgenkuchen darf am Nachmittag zum Kaffee nicht fehlen. Foto: Matthias F.

Und wer nicht alleine speisen möchte, für den bietet die kommende Zeit so einige Möglichkeiten, mit den Liebsten zusammen zu kommen: Viele Städte und Gemeinden veranstalten Oktoberfeste, Ende des Monats ziehen wieder Gespenster und Hexen anlässlich Halloween um die Häuser und auch an St. Martin hat man die Chance umgeben von bunten Laternen den ein oder anderen heißen Orangensaft zu genießen. Denn schneller als man sich versieht, steht schon der nächste Gast vor der Tür: der Winter. Der zeigt sich hoffentlich von seiner besten Seite: mit viel Schnee und weißen Weihnachten! Doch bis dahin genießen wir noch den goldenen Herbst mit seinen regnerischen Stunden und den bunten Spaziergängen.

See

Wenn sich die Herbstsonne blicken lässt, ist ein Ausflug an den See genau das Richtige. Foto: Fiorina S.

Auch unsere Oberhessen-Live Mitarbeiterin Jessica Haak hat sich von Wind und Wetter inspirieren lassen und ihre Gedanken in einem Gedicht niedergeschrieben.

Antwort an den Herbst

Augenschließend sitz ich da, und lausche was der Herbst mir sagt,

ob wir ihn denn mögen, ist das, was er ständig fragt,

ob denn jeder Baum zum anderen passt, die Farben sich nicht beißen

und ob die Blätter, wenn man drauf tritt auch raschelnd leicht zerreißen,

ob bunte Drachen tanzend, durch kalte Winde pfeifen

und ob kühle Brisen leichtsinnig in rote Wangen kneifen

er fragt, ob es kalt ist oder viel zu warm,

und dann wieder, soll er mit der Kälte sparen?

Ich blicke fragend um mich, die Antwort kenn ich nicht,

herbstlich ziert ein Fragezeichen mein nichtsahnendes Gesicht

und so beschließ ich, zu finden, was er fragt,

die Türe schließt in Windeseile, bevor er etwas sagt.

Ein kalter Wind schlägt mir entgegen, Blätter wehen um mein Haar,

ich versink‘ im warmen Schal, verzaubert stehe ich da,

als würde jemand sitzen, ganz still und unerkannt,

in jedem Baumes Spitzen und streut Gold aus seiner Hand,

das, wenn es keiner anfasst, sanft zu Boden gleitet

und in den Pfützen kleiner Straßen in eine Traumwelt leitet.

Erst spiegeln sich die Stiefel, ich seh‘ mich selbst und dann die Wolken,

sie senden einen Gruß hinab, ich wünscht‘ ich könnt ihm folgen.

Steine

Stein trifft auf Laub – Herbst trifft auf Herz. Foto: Anne S.

Und dieser Gruß, der fällt hinab, trifft braun und gelb und grau,

sanft auf den Hölzern, auf den Wiesen – klingt er auf Straßen rau,

und doch taucht er das, was vor uns liegt, in ein ganz andres Licht,

ich sehe alle Farben, wenn die Sonne in den Grüßen bricht.

Und weil sehen nicht genug ist und hören auch nicht reicht,

klopft der Regen an die Fenster, damit der Mensch der Einfalt weicht,

denn zum Leben gehört Fühlen in Verbundenheit mit Fliegen,

drum spür den Regen und lass dich in Himmelslinien wiegen.

Denn da oben ziehen Vögel, für die siehst du ganz klein aus,

denn sie blicken nur auf’s Ganze, über Kopf und Baum hinaus.

Hier reiht sich jedes Blatt und jeder Ast in diesem großen Kunstwerk ein

und selbst die Pilze mit den roten Hüten, könnten röter gar nicht sein,

denn Beachtung verdient alles, weil es schön ist, wie es ist,

von dem größten Wald zum kleinsten Halm, damit den auch ja niemand vergisst.

Denn selbst die Kleinen sind von Stacheln und Schalen geschützt

zeigt uns Mutter Natur doch, wie sie ihre Kinder beschützt.

2016-10-15_13.35.00

Von Kuchen bis Kompott: Wer Äpfel im Garten hat, dem sind kulinarisch keine Grenzen gesetzt. Foto: Friederike G.

Und während draußen alles dunkel wird, entbrennen kleine Lichter,

sie trinken warme Schokolade, diese lächelnden Gesichter.

Unter meinen Schuhen raschelt leise dunkles Gold,

lauter hört man nur, man riecht es, das knisternde Holz,

das nun als kleiner Rauch aus den Schornsteinen schwebt

und um die Laternen einen dichten Nebel webt

und trotzdem lässt er Platz für das Moos in der Luft,

ich atme ein und aus, er riecht frisch, dieser Duft.

Ich sitz‘ da, Augen glänzend, wartend, ob der Herbst nun etwas sagt,

gefunden hab‘ ich tausend Antworten, ganz gleichgültig was er fragt,

doch niemand kommt und niemand fragt, ob die Farben sich nicht beißen,

dabei weiß ich jetzt genau, was das schöne Bild da draußen mag verheißen,

denn zwischen bunten Drachen, die durch kalte Winde pfeifen,

dabei leise säuseln, wenn sie manch gold‘nen Ast mit ihrem Schweife streifen,

ist jeder Ton und jede Farbe gar sorgsam durchdacht,

damit der Herbst nicht ausschließlich hinter verschlossenen Fenstern entfacht,

„Denn der Herbst findet vor allem hier einen Platz“,

ich deute auf mein Herz und wiederhole den Satz

und plötzlich da merk ich, ich bin gar nicht allein,

der Herbst wohnt mir bei – könnte glücklicher nicht sein.

Jessica Haak

2016-10-15_13.36.02

Wer Ahnung von Pilzen hat, der kann im herbstlichen Wald so manchen Gaumenschmaus finden. Foto: Petra W.

Ein Gedanke zu “„Unter meinen Schuhen raschelt dunkles Gold…“

  1. ein wunderschöner Herbstspaziergang in Form des Gedichtes und umrahmt von sehr schönen Fotos…toll gemacht!

Comments are closed.

Schreibe einen Kommentar

Bitte logge Dich ein, um als registrierter Leser zu kommentieren.

Einloggen Anonym kommentieren