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Mit dem Sport über seine Grenzen gehen: 3,86 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Radfahren und 42,2 Kilometer Laufen bei brütender HitzeAlsfelder Peter Roth startet beim Ironman auf Hawaii

ALSFELD (ls). Die Koffer sind bereits gepackt und das Fahrrad ist verstaut. Sein Flug ging diesen Donnerstag – mittlerweile ist Peter Roth aus Alsfeld schon längst gelandet. Sein Ziel: zweieinhalb Wochen Hawaii. Urlaub machen wird er dort allerdings nicht, denn auf Roth wartet dort ein echtes Abenteuer: Der Ironman 2016, die Weltmeisterschaft der Triathleten – und er ist mittendrin.

Strand, Sonne und Meer: was für die einen Urlaub bedeutet, bringt für den anderen große Anstrengungen mit sich. 3,8 Kilometer schwimmen im offenen Pazifik, 180 Kilometer Radfahren in trockener Lavawüste, anschließend 42,2 Kilometer Marathon durch die Stadt und durch die Wüste – und das alles bei 30 Grad im Schatten, den es auf der Strecke nicht gibt. Extreme und erschwerte Bedingungen gehören wohl dazu, schließlich handelt es sich um die Weltmeisterschaft, bei der nicht jeder teilnehmen kann.

„Den Ironman in Hawaii kann man nur durch eine vorherige Qualifikation erreichen. Bei allen anderen weltweit kann man sich einfach anmelden und wenn man dort entsprechend vordere Plätze belegt, dann kann man zur Weltmeisterschaft nach Hawaii“, erklärt Roth. Er selbst hatte sich auf Mallorca letztes Jahr qualifiziert, wo er für seine Altersklasse gewonnen hatte.

Roth ist nicht das erste Mal auf Hawaii

Die Teilnahme am Ironman auf Hawaii ist jedoch nicht seine Erste. Schon 2013 hatte er sich dafür qualifiziert und teilgenommen. Damals verpasste er knapp die 10-Stunden-Marke – ein Ergebnis, dass noch immer hängen geblieben ist und ihn dieses Jahr zu noch mehr an Leistung motiviert. „Ich habe jetzt die Altersklasse gewechselt und starte für die 50-54-Jährigen. Da möchte ich nochmal versuchen die 10-Stunden-Marke zu knacken – das ist mein Ziel. Mein großes Ziel vorher war, dass ich überhaupt noch einmal teilnehmen darf. Ich hätte absolut nicht mehr mit gerechnet, dass ich mich nochmal dafür qualifiziere“, so der 51-Jährige.

Eine Gesamtstrecke von insgesamt 226 Kilometern in weniger als 10 Stunden? Für wen das bereits verrückt klingt, der sollte einen Blick auf die Bestzeit werfen. Die wird momentan von Jan Frodeno mit etwas unter 7:40 Stunden gehalten, der auch im letzten Jahr den Weltmeistertitel auf Hawaii für sich entschied. „Die Bestzeiten im Triathlon gehen momentan an die 8-Stunden-Marke – die ist aber auf Hawaii wegen der Bedingungen dort noch nicht erreicht worden“, klärt Roth auf. Insgesamt habe man dort 17 Stunden Zeit ins Ziel zu kommen. Der Start ist morgens um 7 Uhr Ortszeit und wer bis Mitternacht nicht ins Ziel gekommen ist, der fällt aus der Wertung. Ein ziemlich straffes und anspruchsvolles Programm.

Das A und O: gute Vorbereitung

Die Teilnahme verlangte dem 51-Jährigem allerdings einiges ab. Ein Tag, auf den man ein Jahr hinarbeitet und der eine intensive Vorbereitung in Anspruch nimmt. „Man muss sich komplett darauf ausrichten und das gipfelt dann in den letzten Wochen und Monaten in Zeiten von 20 bis 25 Stunden in der Woche und dann muss man noch schauen, dass zwischendurch noch ein bisschen Zeit zum Geld verdienen bleibt“, erzählt Roth von seinen Vorbereitungen. Damit ist es allerdings nicht getan. Man geht ein hohes Risiko ein und muss gesund bleiben. Das starte schon bei Kleinigkeiten, denn nicht umsonst reist Roth bereits eineinhalb Wochen vor dem Wettkampf an und packt neben seiner Ausrüstung auch deutsches Brot in seinen Koffer.

„Vor so einem Rennen ist es notwendig sich vorher zu aklimatisieren, weil sie Klimabedingungen dort natürlich ganz anders sind und auch die Zeitverschiebung spielt eine wichtige Rolle, die ist nämlich maximal: 12 Stunden“, so Roth. Außerdem müsse man sich den dortigen Verhältnissen anpassen. „Unser Grundnahrungsmittel Brot gibt es dort nicht – zumindest nicht so, wie wir es gewohnt sind“, klärt er auf. Vor einem Rennen sei es wichtig sich gewohnt zu ernähren. Auch Restaurantbesuche mit ungewöhnlichen Gerichten seien nicht drin. Ein Grund, weshalb Roth neben seinen Klamotten wohl auch Brot im Gepäck hat.

Auch die Wettkampfstrecke muss geplant sein

Man muss seine Energievorräte so lange und sinnvoll wie möglich aufrecht erhalten – und das nicht nur vor dem Rennen, sondern auch während dessen. Die Verpflegung auf der Wettkampfstrecke spielt dabei eine wichtige Rolle, denn ohne Nahrung ist eine solche Strecke nicht zu absolvieren. „Die Verpflegung auf der Wettkampfstrecke muss gut geplant werden. Der Veranstalter stellt zwar in regelmäßigen Abständen Verpflegungsstationen, aber da verlässt man sich als Athlet nicht drauf und packt eben selbst noch was ein. Man weiß im Grunde wie viel man braucht und in welchen Abständen man etwas zu sich nehmen muss“, erläutert er.

Auch die Kühlung des Körpers ist ein wichtiger Faktor während des Rennens. Hohe Temperaturen und ein starker Wind – wie aus einem Föhn werde man dort aus unterschiedlichen Richtungen tangiert. „Es wird hart auf der Strecke – dafür ist das Rennen auch bekannt. Es ist sehr selektiv und verzeiht wenig Fehler. Man muss es klug und gut einteilen und planen“, so Roth weiter.

Seine Koffer sind gepackt, das Fahrrad ist bereits verstaut: Einen Tag vor dem Abflug nach Hawaii zum Ironman sind die Vorbereitungen bei Peter Roth bereits abgeschlossen. Lediglich sein Trikot hält er noch für ein Foto bereits. Foto: ls

Seine Koffer sind gepackt, das Fahrrad ist bereits verstaut: Einen Tag vor dem Abflug nach Hawaii zum Ironman sind die Vorbereitungen bei Peter Roth bereits abgeschlossen. Lediglich sein Trikot hält er noch für ein Foto bereits. Foto: ls

Ein Kampf gegen die eigenen Grenzen

Roth betreibt bereits seit seiner Jugend an Sport und ist erst vor zehn Jahren beim Triathlon gelandet – ein Sport, für den man an seine Grenzen gehen muss und manchmal sogar darüber hinaus. Ein richtiges Abenteuer, aber nicht für den vierfachen Familienvater.

„Ich persönlich sehe den Sport als Meditation, als ein Weg zu mir selbst. Wenn ich unterwegs bin klingelt kein Telefon und da kann ich auch kein Knopf im Ohr gebrauchen – ich lasse einfach die Umgebung auf mich wirken. Egal ob im Wasser, auf der Straße beim Rad fahren oder beim Laufen. Es ist ein Ausgleich zum sonstigen Alltag“, beschreibt er seine Liebe zum Extremsport Triathlon.

Allein ist gut – mit Begleitung ist besser

Sportlich ist der Familienvater schon seit Jahren beim SC Neukirchen unterwegs und hat dort mit seinem Partner bereits an verschiedenen Wettkämpfen teilgenommen. Auch dieses Jahr auf Hawaii treten sie gemeinsam an. Martin Huhndorf erreichte letztes Jahr auf Hawaii sogar den 3. Platz in seiner Altersklasse und wird Roth damit als erfahrener Mitstreiter zur Seite stehen. Für ihn ist es mittlerweile der vierte Start auf Hawaii.

Aber nicht nur sportlich wird Roth unterstützt, denn auch seine Frau und seine jüngste Tochter begleiten ihn am 8. Oktober durch den schwierigen Wettkampf. „Für die beiden ist das sicherlich ein bisschen Urlaub. So eine Insel hat schon etwas Besonderes. Hawaii ist wunderschön und definitiv eine Reise wert. Nach dem Rennen gönne ich mir auch noch ein paar schöne Tage zusammen mit meiner Familie – sobald ich wieder stehen kann“, so der 51-jährige Triathlet abschließend.

Für alle Interessierten:
Das Finale vom Ironman auf Hawaii wird in der Nacht von Samstag den 8. Oktober auf Sonntag den 9. Oktober auf ARD zwischen 1.15 Uhr und 3.40 Uhr übertragen. Eine Liveschaltung nach Kona gibt es außerdem ab 18.15 Uhr in der Sportschau. Außerdem wird ab 18.20 Uhr ein Livestream im Internet beim HR-Fernsehen bereitgestellt.

Nach deutscher Zeit startet Roth dabei um18.55 Uhr. Der Wechsel von Schwimmen zu Rad wird um circa 20 Uhr stattfinden und den Wechsel von Rad zu Laufen plant er für etwa 1.10 Uhr. Den Zieleinlauf plant er vor 4.55 Uhr.

Huhndorf startet um die gleiche Zeit, plant den Wechsel von Schwimmen auf Rad für etwa 19.55 Uhr und den Wechsel von Rad zu Laufen um 0.45 Uhr. Den Zielanlauf schätzt er auf 4.05 Uhr.

2 Gedanken zu “Alsfelder Peter Roth startet beim Ironman auf Hawaii

  1. Ich hoffe alle Alsfelder (bis wohl auf einen… erst mal nachmachen )
    drücken die Daumen. Muss ja nicht gewinnen. Hauptsache gesund durch.

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