Gesellschaft0

Ein Phänomen, das (fast) alle kennen: Mobbing übers Netz an Schulen und in GruppenEin Beitrag über Cybermobbing von Schülern der ASS

ALSFELD (ol). „Du bist fett und hässlich“, „Wer will schon einen Loser wie dich zum Freund“, „Tu uns einen Gefallen und bring dich bitte einfach um.“ Nicht besonders nett sind diese Sprüche, und der- oder diejenige, an die sie gerichtet sind, dürfte sich kaum darüber freuen. Mehr noch: Sprüche wie diese sind mehr als beleidigend. Sie verletzten und bleiben gerade Jugendlichen lange im Gedächtnis.

Umso schlimmer, wenn sie nicht einfach nur dahergesagt werden, sondern lesbar sind, und zwar nicht nur für den Betroffenen selbst, sondern für viele andere in einer Gruppe, die die blöde Anmache unterstützen oder gar noch verschlimmern. In Zeiten der Smartphones und sozialen Netzwerke gehört diese Art Schikane inzwischen zum Alltag. Aus Mobbing wird Cyber-Mobbing, potenziert durch die unendliche Reproduzierbarkeit im WorldWideWeb und die Unwiderrufbarkeit, mit der die Beleidigungen und mehr für alle Zeiten durch den Äther rauschen.

Cybermobbing ist ein Problem an Schulen, in Vereinen, in Dorf- oder Kietzgruppen, immer wieder ist sogar von Fällen mit tödlichem Ausgang zu lesen. Doch was ist das eigentlich genau? Aus was bestehend die Angriffe? Was macht Opfer zu Opfern und Täter zu Tätern? Wie kann man sich wehren oder noch besser, wie kann man dem Mobbing im Netz frühzeitig entgegensteuern? Die Presse-AG- der Albert-Schweitzer-Schule recherchierte in der Schule, befragte das zuständige Dezernat der Polizei in Fulda und besuchte das Café Online in Alsfeld. Hier stand der Sozialpädagoge Peter Weigang den Jugendlichen Rede und Antwort. Aus allen Informationen entstand schließlich dieser Beitrag.

Das ist es, wovor sich viele Schüler fürchten oder was sie selbst tun: Cybermobbing. Schon ein Drittel aller Schüler in Deutschland sind innerhalb zwei Monaten mindestens einmal als Opfer betroffen. Medienberichten zufolge waren 2010 bereits 25 Prozent der Schüler von Beleidigungen oder Drohungen gegen sie im Internet betroffen. Die Vorgehensweise der Täter gestaltet sich häufig nach einem bestimmten Schema:

Als Erstes treten die meisten Täter mit einer falschen Identität auf. Danach folgen meist permanente Belästigungen, Beleidigungen oder Bloßstellungen im Internet. Doch auch die Verbreitung von privaten Fotos oder falschen Behauptungen ist möglich. So berichtete beispielsweise bravo.de über einen ganz besonders schlimmen Fall von Cybermobbing:

Die 14-jährige Hannah Smith wurde mit Äußerungen wie „Stirb, jeder wäre glücklich darüber“ oder „Tu uns einen Gefallen und bring dich einfach um“, so sehr verletzt, dass sie sich in ihrem Kinderzimmer erhängt hat.

Wie man sich gegen Mobbing wehren kann, zeigt der Fall von Lynelle Cantwell über den ebenfalls die Jugendzeitschrift berichtete. Auch sie wurde schlimm gemobbt, doch sie hat anders reagiert und hat eine Nachricht an alle Schüler und Freunde geschickt, in der sie mitteilte, dass sie das Verhalten echt kindisch findet. Es wurde nämlich an ihrer High School über das hässlichste Mädchen abgestimmt, und sie hatte den 1. Platz belegt. Damit wurde sie von und vor allen gedemütigt, doch ohne Erfolg, da sie sich zur Wehr setzte.

Belästigungen, Verfolgungen, Ausgrenzungen und andere Arten des Mobbing können sowohl zu massiven Gesundheitsproblemen führen als auch dazu, dass manchmal Mobbing Opfer selbst zum Täter werden.

ol-mobbing3-0104

Die Presse AG der ASS zu Besuch im Café Online

Was ist Cybermobbing?

Von Julia Schieb

Als Cybermobbing bezeichnet man das absichtliche Beleidigen, Bedrohen, Bloßstellen und Belästigen anderer Personen mithilfe des Internets über einen längeren Zeitraum hinweg. Cybermobbing kann oft sogar mehrere Jahre andauern. Der Täter, auch „Bully“ genannt, sucht sich eine bestimmte Person aus, die sich nur schwer oder überhaupt nicht wehren kann, und diskriminiert diese. Oft hängen normales Mobbing und Cybermobbing nah beieinander. Kinder oder Jugendliche, die in der Schule gemobbt werden, bekommen dann auch oft verletzende Sprüche oder Bilder über das Internet (eventuell auch von anonymen Personen).

Wo kommt Cybermobbing vor?

Cybermobbing kommt in allen möglichen Gruppen, wie z.B. Schulklassen oder Vereinen vor. Cybermobbing gibt es außerdem in allen Schulformen, unabhängig von Gymnasium, Real- oder Hauptschule. Überall, wo es Gruppen von Menschen gibt, kann es auch Mobbing geben.

Welche Netzwerke sind betroffen?

Cybermobbing kommt in so ziemlich allen häufig genutzten Sozialen Medien vor. Bekannte Netzwerke sind z.B. Facebook, Instagram und Whatsapp.

Wie häufig kommt es vor?

Laut einer Statistik wird in einer Schule jeder 7. Schüler gemobbt. Das wären also in einer Klasse bis zu vier Schüler. Auf dieser Statistik der JIM- Studie des Medienpädagogischen Forschungsverbundes Südwest ist deutlich zu erkennen, dass Cybermobbing vom Jahre 2013 bis zum Jahre 2014 deutlich zugenommen hat. Außerdem ist Cybermobbing bei Mädchen weiter verbreitet als bei Jungen.

Die Zahl der 12- bis 19-Jährigen Internet-Nutzer, die bereits Falsches oder Boshaftes im Internet über sich gelesen haben, lag 2014 bei 17 Prozent. Dabei waren die 18- bis 19-Jährigen besonders betroffen.

Ca. 14 Prozent der befragten Kinder und Jugendlichen fanden peinliche oder beleidigende Fotos und Videos von sich im Internet und 38 Prozent geben an, dass sie schon mittels Internet oder Handy von Personen aus ihrem Bekanntenkreis fertiggemacht wurden. Dabei sind alle Altersgruppen gleichermaßen betroffen.

Im Rahmen der EU Kids Online- Studie wurden im Jahre 2011 25.000 europäische Kinder und Jugendliche zwischen 9 und 16 Jahren zu ihren Erfahrungen mit Cybermobbing befragt.

Hierbei gaben europaweit 6 Prozent der Befragten an, dass sie innerhalb der letzten zwölf Monate entweder als Täter oder als Opfer mit Cybermobbing konfrontiert wurden. Deutschland liegt damit mit 5 Prozent betroffener Kinder und Jugendlichen knapp unter dem europäischen Durchschnitt. Die Zahl von normalem Mobbing in Deutschland fällt mit 16 Prozent deutlich höher aus.

Wie lange kann es andauern?

Mobbing baut sich nach und nach auf und kann durchaus mehrere Jahre andauern.

Wann ist es Mobbing?

Der Grat zwischen Scherz und Verletzung ist schmal. Die Grenze ist da, wo sich jemand verletzt fühlt. Wenn Schüler sich zum Beispiel aus Angst nicht mehr in die Schule trauen, dann ist es Mobbing.

Wie kann man Mobbing bei den Betroffenen erkennen?

Die Opfer verändern ihr Verhalten: Sie werden ruhig, ziehen sich zurück und meiden den Kontakt zu anderen Menschen. Auch die schulischen Leistungen lassen nach, die Opfer werden unmotiviert und leiden eventuell an Konzentrationsproblemen. Es kann sogar zu Fehlzeiten in der Schule kommen.

Die Opfer können auch gesundheitliche Probleme aufweisen, die für die Menschen in ihrer Umgebung nicht sichtbar sind. Sie können unter Kopf- und Bauchschmerzen, Appetitlosigkeit, Übelkeit, Schlaflosigkeit und Schlafstörungen leiden.

Warum mobbt jemand andere?

Der Täter übt Macht aus. Er fühlt sich dadurch überlegen und erhält Anerkennung in seiner Gruppe. Manchmal rächt er sich für eine selbst erlebte Situation, in der er sich schlecht fühlte. Die Rache gilt dabei nicht unbedingt dem Verursacher der Situation, sondern oft einem anderen Opfer. Manche Mobber waren selbst schon Mobbing-Opfer und haben ihre Rolle nun umgedreht.

Folgen von Cybermobbing

Von Franziska Simon

Sowohl für die Täter als auch für die Opfer hat Cybermobbing meist anhaltende Folgen.

Folgen für die Opfer:

Zu beobachten ist, dass viele Betroffene ähnlich mit der Situation umgehen. Sie verändern ihr Verhalten, werden ruhiger und ziehen sich zurück, da sie traurig sind und sich einsam fühlen. Außerdem sind sie durch die andauernden Schikanen verunsichert und geben sich selbst die Schuld an ihrer Lage. Viele Opfer schämen sich und hoffen, dass das Mobbing irgendwann von selbst wieder aufhört, deshalb suchen sie erst sehr spät Hilfe. Es sind auch schlechtere Leistungen in der Schule zu beobachten, die zum Beispiel die Folgen fehlender Motivation sein können. Mobbing kann bis zu Depressionen und Krankheiten führen, im schlimmsten Fall sehen manche Opfer keinen Ausweg mehr und begehen Selbstmord.

Ein Fall, der um die Welt ging, war der der kanadischen Schülerin Amanda Todd, die 2012 im Alter von 15 Jahren Selbstmord beging. Als 12-Jährige hatte sie in einem Chat per Webcam vor einem Fremden ihren Oberkörper entblößt und wurde von diesem Mann später erpresst. Der Täter veröffentlichte und verbreitete das Bild von ihr im Internet, weshalb sie in der Schule gemobbt und später sogar niedergeschlagen wurde. Es folgten Schulwechsel, Selbstverletzungen und ein gescheiterter Suizidversuch. Vor ihrem Tod veröffentlichte sie ein neunminütiges Video, in dem sie über ihre Geschichte schweigend mit handgeschriebenen Zetteln berichtete.

Der passende Screenshot aus dem Internet

Der passende Screenshot aus dem Internet

Folgen für die Täter:

Mobbing ist derzeit noch kein Strafbestand, jedoch vereinigen sich in Cybermobbing einzelne Straftaten. Geahndet wird beispielsweise Beleidigung oder üble Nachrede. Eine Straftat begeht auch, „wer von einer anderen Person, die sich in einer Wohnung oder einem gegen Einblick besonders geschützten Raum befindet, unbefugt Bildaufnahmen herstellt oder überträgt und dadurch deren höchstpersönlichen Lebensbereich verletzt“ (§201 StGB – Verletzung des persönlichen Lebens- und Geheimbereichs). Zu diesen geschützten Bereichen zählen Klassenzimmer jedoch nicht.

Häufig werden den Tätern Sozialstunden verhängt, obwohl rechtlich auch Geldstrafen oder Freiheitsstrafen von teilweise bis zu fünf Jahren möglich wären. Viel wichtiger scheint jedoch zu sein, den Tätern klarzumachen, dass ihr Verhalten falsch war und den Opfern zu helfen.

Was tun gegen Cyber-Mobbing?

Von Sarah Krack und Xenia Schäfer

Im Internet kommt es oft zu Mobbing. Dort werden Leute meistens schikaniert oder beleidigt. Viele wissen nicht, was sie dagegen tun können, wenn sie gemobbt werden.

Eine Maßnahme wäre zum Beispiel, dass man sich Beweise sichert, das heißt Mails aufheben, Screenshots machen, um es anderen zeigen zu können. Außerdem sollte man auf jeden Fall mit anderen Leuten darüber sprechen und es nicht für sich behalten. Es gibt an vielen Schulen sogar Vertrauenslehrer, mit denen man auch darüber sprechen kann.

Wenn man im Internet beleidigt wird oder generell mit Nachrichten gemobbt wird, sollte man am besten gar nicht darauf antworten und dem Mobber nicht zeigen, dass er einen damit verletzt oder anderes. Man könnte, um keine weiteren unangenehmen Nachrichten zu bekommen, den Mobber auch sperren, dies geht bei fast allen Netzwerken. In der Regel kennen die Opfer die Täter, welche sie mobben. Trotzdem kann es vorkommen, dass man die Mobber nicht kennt. Dann sollte man zur Polizei gehen, denn anhand der Telefonnummer ist der Mobber fast immer von der Polizei zu ermitteln.

Wenn man mitbekommt, dass jemand im Internet gemobbt wird, sollte man ihm auf jeden Fall helfen. Man sollte es, nach Rücksprache mit dem Opfer, ansprechen und vielleicht öffentlich machen, um den Mobber evtl. einzuschüchtern. Dadurch kann man dem Mobber auch zeigen, dass man keine Angst vor ihm hat und dadurch könnte er auch mit dem Mobben aufhören.

Gegen Mobbing an Schulen wurde ein spezielles Programm entwickelt, womit der Konflikt gelöst werden soll. Das Programm heißt „No Blame Approach“, also „Ansatz ohne Schuldzuweisung“. In 80% der Fälle soll es damit gelingen, Mobbing unter Schülerinnen und Schülern zeitnah und nachhaltig zu beenden. Die besondere Faszination des Ansatzes liegt darin, dass – trotz der schwerwiegenden Mobbing-Problematik auf Schuldzuweisungen und Bestrafungen verzichtet wird.

Sollte der Täter vielleicht auch gemeine Fotos ins Netz stellen oder man möchte einfach, dass die Beleidigungen gelöscht werden, kann man diese inzwischen sogar löschen. Facebook kann einzelne Sachen löschen und macht es auch sogar. Doch wenn einmal etwas im Netz war, bekommt man es nie mehr wieder ganz gelöscht, denn auch so ein Bild verbreitet sich sehr schnell auf vielen Handys.

Cyber-Mobbing ist nicht zu verhindern, denn es kann schnell zu Mobbing kommen. Um sich selbst vor Cyber-Mobbing zu schützen, gibt es nicht viele Möglichkeiten, denn dies könnte jedem passieren. Man sollte sich im Netz auf jeden Fall nicht blöd verhalten, sodass sich andere einem gegenüber auch nicht blöd verhalten. Am besten sollte man schauen, dass man nichts postet, was einem schaden kann. Man sollte generell nicht zu viel von sich im Internet preisgeben und sich davor auch genau überlegen, was man von sich postet.

Strafe für Cybermobbing

Von Paulina Eifert und Stella Weitzel

Noch gibt es kein richtiges Gesetz gegen Cybermobbing, zumindest nicht in Deutschland. Allerdings gibt es verschiedene Erscheinungsformen von Cybermobbing, die strafbar sind, und so greift man auf bereits bestehende Gesetze zurück. Strafbare Tatbestände sind nämlich Gewaltdarstellung, Nachstellung, Verleumdung, üble Nachrede, Bedrohung, Nötigung, Beleidigung, Verletzung der Vertraulichkeit des Wortes, Verletzung des höchstpersönlichen Lebensbereichs durch Bildaufnahmen, Recht am eigenen Bild.

Auf diese Weise könnte man viele Vergehen auch im Internet ahnden. Doch leider passiert es immer wieder, dass Täter ungestraft davonkommen, da im Internet nicht immer bekannt ist, wer dieser Jemand wirklich ist, oder ob Bilder und Fake Profile aus dem Internet genommen werden. Häufig sind die Profile anonym oder wurden vor der Strafverfolgung bereits gelöscht.

Vielfach, gerade bei Mobbing in den Sozialen Netzwerken, ist der Täter dem Opfer aber durchaus bekannt. Wenn der Täter nicht bekannt ist, kann man bei der Polizei eine Anzeige gegen unbekannt stellen. Man kann auch durch das Netzwerk die E-Mail herausfinden. Wenn man den Netzwerkbetreiber anschreibt und Beweise liefert, kann das Netzwerk den Nutzer (Mobber) per E-Mail anschreiben und die E-Mail-Adresse an die Polizei weiterleiten. Dies ist möglich, weil man bei der Anmeldung zum Netzwerk eine bestätigte E-Mail eingeben musste.

Experten raten: Man sollte sich, wenn man gemobbt wird, an vertraute Menschen oder an die Polizei wenden. Sobald bekannt ist, wer der Mobber ist, kann ihn eine Geldstrafe oder einige Sozialstunden erwarten.

 

Schreibe einen Kommentar

Bitte logge Dich ein, um als registrierter Leser zu kommentieren.

Einloggen Anonym kommentieren