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Ein alter Brauch: Am Aschermittwoch waschen die Lauterbacher ihre Geldbeutel – Wetter bescherte heute eine Tücke:Zu viel Wasser für die traditionelle Wäsche

LAUTERBACH (cdl.) Am Aschermittwoch waschen die Lauterbacher traditionell ihre Geldbeutel an den Schrittsteinen in der Lauter. Der seltene Brauch soll die letzten vorhandenen Cents nach den ausgelassenen Feiern aus der Geldbörse spülen und Platz für neuen Reichtum schaffen. Daran änderte auch das miese Wetter heute nichts. Aber das Regenwetter bescherte eine Tücke.

In diesem Jahr konnten die Lauterbacher Närrinnen und Narren ihre Geldbeutel nur symbolisch reinigen, weil die Schrittsteine unter Wasser standen. Dennoch kamen zur Zeremonie die Veranstalter der närrischen Gemeinschaft TUMABA gemeinsam mit dem Prinzenpaar sowie einige wenige Schaulustige. Viele aktive Mitglieder des TUMABA hatten sich aufgrund des schlechten Wetters am Rosenmontag und Faschingsdienstag eine heftige Erkältung eingefangen und warteten daher lieber im warmen Restaurant Johannesberg zum abschließenden Heringsessen auf die hartgesottenen Traditionalisten.

Sitzungspräsident Martin Hank erklärte mit einem zwinkernden Auge, dass bereits seit nunmehr 69 Jahren die Geldbeutel am Aschermittwoch gereinigt werden und somit seit dem Bestehen des Lauterbacher Karnevalvereins TUMABA. Ob die Tradition wirklich seit der Gründung des TUMABA besteht könne er nicht genau sagen, da er erst seit 15 Jahren aktiv im Verein ist. Zum Hintergrund der Tradition erläuterte Hank: „Alles Geld wurde während der Kampagne verprasst. Man wäscht das Portemonnaie rein, um die letzten Klüngel auszuspülen, damit es Platz gibt für das neue Geld. So der Glaube, wer das durchzieht wird mit Reichtum belohnt.“

OL-Trittsteine

Zu viel Wasser: Die Trittsteine in der Lauter waren überflutet.

Eine ähnliche Tradition gibt es beispielweise in München. Dort waschen die Vertreter der Stadt in einer Aschermittwochszeremonie im Fischbrunnen am Marienplatz gemeinsam mit Bürgern Geldbeutel. Der Münchner Oberbürgermeister möchte damit ein gutes Haushaltsjahr einläuten. Die Bürger versprechen sich davon, ähnlich wie Lauterbach, Glück und Reichtum.

Noch bevor die Zeremonie begonnen hatte, kamen einige wenige Lauterbacher zu den Schrittsteinen, hielten ihre Geldbörse in die Fluten und gingen bei nasskaltem Wetter alsbald ihrer Wege. Im vergangenen Jahr hatte der TUMABA das traditionelle Geldbeutelwaschen bei deutlich besserem Wetter größer aufgezogen und war mit einer Kapelle zu den Schrittsteinen gezogen. Der Hessische Rundfunk hatte damals einen Fernsehbeitrag über das traditionelle Ende der Faschingszeit in Lauterbach gedreht.

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