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VR Bank meldet positive Geschäftsbilanz für 2015 – Aber Marktveränderungen lassen die "Luft dünner" werdenImmer mehr Anstrengung für die Dividende

VOGELSBERGKREIS (aep). Wieder mehr Kundengelder, mehr Kundenkredite, eine Steigerung des Eigenkapitals: Das sind Zahlen, mit denen die VR Bank Hessenland auch in diesem Jahr wieder einen positiven Trend vermelden kann. Doch wer bei der Bilanzpressekonferenz am heutigen Freitag genauer hinhörte, der bekam mit: Die Trauben hängen höher für Bankhäuser – auch für diese Genossenschaftsbank. Und die VR Bank könne sich in einem schwierigen Umfeld glücklich schätzen, auf eine über Jahre gewachsene, solide Basis zurückgreifen zu können. Es gibt eine Dividende.

Das erklärten die drei Vorstandsmitglieder Helmut Euler, Werner Braun und Ralph Kehl bei ihrem jährlichen Rückblick auf das abgelaufene Jahr, den sie mit einem Blick aufs Globale begannen. Da sind es niedrige Rohstoffpreise, die drücken – aber vor allem auch die seit Jahren gepflegte Niedrigzinspolitik, die die VR Bank zu Umstellungen zwingen. Und auch zu Einsparungen. Oder wie Helmut Euler schlicht feststellte: Man lebt trotz guter Werte zur Zeit auch von der Substanz. Aber immerhin: Die ist gesund.

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So erlebte das Kundenvolumen auch im abgelaufenen Jahr eine Steigerung von 44 Millionen Euro oder zwei Prozent auf 2,435 Milliarden Euro. „Mit diesen zwei Prozent sind wir zufrieden“, stellte der Vorstandsvorsitzende Euler fest. Wachstumstreiber sei dabei das Wertpapiergeschäft mit den Kunden gewesen. Das wächst kräftig, seit das einfache Sparbuch keine Zinsen mehr bringt, und 2015 erlebte die VR Bank eine Steigerung von knapp über 70.000 auf rund 80.000 – meistens in Investmentsfonds. Den Schluss daraus formulierte Euler mit den Worten: „Im Wertpapier-Dienstleistungsgeschäft sind wir gefordert.“

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Geringer fiel das Wachstum bei den Kundenkrediten aus: um plus 13 Millionen Euro oder 1,4 Prozent auf 922 Millionen, was dadurch bedingt gewesen sei, dass die Bank Tilgungen für 70 Millionen Euro erlebte – also beendete Kreditgeschäfte, die durch einen Zuwachs wett gemacht werden müssen. Der Wert sei übrigens auch ein Indikator für eine solide Bonität der Kundschaft.

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Keiner neuer Automat für den gesprengten

Es werde keinen Ersatz für den im Januar in Alsfeld gesprengten Geldautomaten geben, erklärten die Vorstände bei der Bilanzpressekonferenz. Den Geldautomaten am Raiffeisengelände hatten Unbekannte bekanntlich in der Nacht mit einer Sprengladung geknackt und den Inhalt gestohlen – worauf das gesamte Container-Häuschen abbrannte. Grund für den Verzicht: Dieser Ort an der Ausfahrtstraße zur Autobahn sei prädestiniert für solche Taten – das Wiederholungsrisiko daher zu hoch. Und außerdem gebe es in Alsfeld immer noch fünf weitere Automaten, die eine Versorgung sicherstellen.

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Wichtigste Größe in der Bilanz ist das Eigenkapital, bei dem die VR Bank um 5,8 Millionen oder 4,2 Prozent zulegte. „Das ist ein hoher Wert“, stellt der Vorstand Ralph Kehl fest. Auch ein anderer Wert verdeutliche die solide Wirtschaftsweise der VR Bank: Um einen Euro einzunehmen, muss die Bank 61 Cent einsetzen – ein solider Wert, erklärt er.

Kehl legt eine Vergleichsgrafik für die sogenannte CET-Quote vor: Unter den 1600 Banken in Deutschland liege die VR Bank mit diesem Eigenkapital im vorderen Viertel. Oder anders ausgedrückt: 75 Prozent der deutschen Banken könnten nur eine kleinere Eigenkapitalsteigerung vorweisen. Dabei sei dieser Wert gerade bei wachsenden Verpflichtungen bei der Rücklagen-Bildung enorm wichtig. „Dieser Wert ist richtig gut“, sagt Helmut Euler. „Da können wir stolz drauf sein!“ So wird die Bank denn auch daraus eine Dividende von vier Prozent ausschütten – etwas weniger als früher.

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Die Zahl der Mitglieder in der Genossenschaft ging zurück, weil der Bestand nach „Karteileichen“ durchforstet worden sei, erklärten die Vorstände.

Die wachsenden Anstrengungen, die die Genossenschaftsbank dafür aufbringen muss, wird bei anderen Kennzahlen deutlich: Die Belegschaft schrumpft, ebenso die kostenträchtige Präsenz in der Breite. 317 Köpfe arbeiten bei der VR Bank in umgerechnet 229 Vollzeitstellen. Im Jahr davor waren es noch 256 Vollzeitbeschäftigte – ausscheidende Mitarbeiter wurden nicht ersetzt. Die Zahl der Ausbildungsstellen schrumpfte von 36 auf 29 und die der Geschäftsstellen von 25 auf 21. „Wir müssen uns sparsam aufstellen“, erklärte Werner Braun den Trend zur Kostenreduzierung.

Denn das Bankgeschäft habe neue Herausforderungen, auf die die VR Bank sich einstellen muss: eine Verlagerung der Tätigkeit hin zur Beratung im Wertpapier-Geschäft, während die traditionellen Aufgaben schrumpfen. Da gibt es schlicht weniger zu verdienen. Es zeichne sich zugleich ab, dass die Kundschaft immer stärker zum Online-Banking jeder Art übergeht – inklusive der Selbstbedienung im Wertpapiergeschäft. Einem persönlichen Kundenkontakt stehen deutschlandweit inzwischen 500 online gegenüber. Und die Banken würden immer stärker reguliert, müssten mehr Geld zurücklegen, das erst einmal verdient werden muss.

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„Die Luft wird dünner“: Helmut Euler bei der Pressekonferenz mit den Vorstandskollegen.

Dennoch zeigten die Vorstände sich zufrieden mit dem Jahr 2015, in dem die Bank ein „abgeschwächtes, aber zufriedenstellendes Ergebnis erzielt habe“. Und sie verweisen darauf, dass die VR Bank für die Region eine erhebliche Wirtschaftskraft darstelle, die alleine in Alsfeld rund 900.000 Euro an Gewerbesteuer hinterlasse – insgesamt rund 1,7 Millionen.

Die Veränderungen auf dem Markt seien eine Entwicklung, auf die die Bank stetig reagieren müssen: „Die Luft wird jedes Jahr dünner“, stellte Helmut Euler fest, schloss zugleich optimistisch: „Wir werden das spüren, aber wir werden das aushalten!“

2 Gedanken zu “Immer mehr Anstrengung für die Dividende

  1. Für wen werden sich die Anstrengungen denn lohnen? Wer besitzt denn die Geschäftsanteile? Als Privatkunde der VR Bank Hessenland kann man max. einen Geschäftsanteil (60.-€)) kaufen. Für den Privatkunde gibt es für Traditionelle Anlagen so gut wie keine Zinsen mehr. Der Beitrag der vielen kleinen Sparer ist der Rahm der…… ???

  2. Wenn man sich alleine die Grafiken ansieht, denkt man an die erste breit genutzte Excelversion und das Jahr 1995… Kein Wunder, dass man sich bei diesem Innovationsverständnis bald von den regionalen Instituten verabschieden darf.

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