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Mit Weihnachtsmarkt und Sprachkursen: MES und ASS informieren über ihre HilfeAlsfelder Schulen engagieren sich für Geflüchtete

ALSFELD (ol). Die Schülerinnen und Schüler der Max-Eyth-Schule und der Albert-Schweitzer-Schule in Alsfeld engagieren sich für eine gelingende Integration der Flüchtlinge, die sich momentan in ihrer Stadt aufhalten. So kündigt die Max Eyth einen Weihnachtsmarkt an, der ihren Integrationsklassen zu Gute kommen soll, während die ASS über die Sprachkurse informiert, die in ihren Räumen für die Schutzsuchenden angeboten werden. 

Laut Pressemitteilung der Schule wird so am Montag im Foyer der MES der kleinste Indoor-Weihnachtsmarkt Hessens auf Besucher warten. Geöffnet ist der Markt von Montag bis zum Freitag kommende Woche während den Schulzeiten. Verkauft werden Dinge, die die Schülerrinnen und Schüler im Unterricht selbst herstellt haben. Dazu gehören zum Beispiel Kerzen, Karten und Taschen. Die Klassen der Berufsfachschule Gesundheit servieren Plätzchen, Waffeln und Punsch.

Der Erlös des Marktes soll der Schülervertretung zu Gute kommen, die für das kommende Jahr verschiedene Aktionen zur Unterstützung und Integration von Schülerinnen und Schülern, die als Flüchtlinge und Seiteneinsteiger die Deutsch-als-Zweitsprache-Klassen besuchen, plant.

Schüler und Lehrer gegeben Sprachkurse

Auch in der Albert-Schweitzer-Schule macht man sich Gedanken, wie die Integration der ankommenden Flüchtlinge gelingen könnte. Deswegen hat die Schule ein Sprachunterricht -Angebot organisiert. Momentan unterrichten 22 Schülerinnen und Schüler sowie einige Lehrrinnen und Lehrer 120 Flüchtlinge in sieben Kursen und bringen ihnen die Grundlagen der deutschen Sprache bei.

Viele der Kursteilnehmer sind Männer im Alter von 19 bis 25 Jahren. Sie stellen den größten Anteil an Flüchtlingen. Aber auch Frauen sind unter den Deutschlernenden. „Da die Albert-Schweitzer-Schule zeitgleich mit den Kursen eine Kinderbetreuung anbietet, nutzen auch sie das Sprachangebot, und für die Kinder ist das gemeinsame Spielen und dabei ganz nebenbei auch Deutschlernen eine gute Gelegenheit, der Tristesse der Großsporthallen zu entkommen“, heißt es.

Deutsch lernen ist echte Zettelwirtschaft: Szene aus einem Kurs an der ASS.

Deutsch lernen ist echte Zettelwirtschaft: Szene aus einem Kurs an der ASS.

In ihrer Pressemitteilung schreibt die Schule von dem hohen organisatorischen Aufwand, der vorher dem Angebotsstart erledigt werden musste. Der Raumplan der Schule musste freigeschaufelt, rechtliche Details abgeklärt werden.

„Die Menschen sitzen in den Erstaufnahmeeinrichtungen und wollen gerne etwas machen. Und Deutsch lernen ist so wichtig für sie, wenn sie hier Fuß fassen wollen“, sagt Falk Miron über das Projekt. Der Oberstudienrat hatte im Herbst die „Aktuelle Stunde“ organisiert, in der die Schulgemeinde über das Flüchtlingsthema sprach und auch Geflüchtete selbst zu Wort kommen ließ. Bei dieser Gelegenheit festigte sich der Wunsch der Schule, sich selbst in der Flüchtlingshilfe zu engagieren, heißt es.

Die Albert-Schweitzer-Schule sehe ihr Angebot allerdings keineswegs als Konkurrenz zu den Sprachkursen für Menschen, die ihren Asylantrag gestellt haben und nicht mehr in Erstaufnahmeeinrichtungen (EAEs), sondern in Regelunterkünften wohnten. „Wir sprechen nur die Menschen in den EAEs an und vermitteln erste Basics. Es geht viel über Sprechen und Wiederholen, Vokabeln und Silben lernen, sagt Miron. Unterstützung bei der Organisation des gesamten Projekt erhält er nicht nur von Schulleiterin Elisabeth Hillebrand, sondern auch von Konrektor Christian Bolduan, einem ausgebildeten Flüchtlingsbegleiter.

"Es ist schön, den Menschen zu zeigen, dass sie willkommen sind": Die beiden ASS-Schülerinnen  Mascha Reiter und Jil Eichhorn geben gerne Sparchunterricht.

„Es ist schön, den Menschen zu zeigen, dass sie willkommen sind“: Die beiden ASS-Schülerinnen Mascha Reiter und Jil Eichhorn geben gerne Sparchunterricht.

Die Fluktuation in den EAEs sei naturgemäß hoch, da die Menschen dort nur bleiben sollen, bis sie ihren Asylantrag gestellt haben. Manchmal werden sie innerhalb dieser Frist auch noch von einer EAE in die andere verlegt, sodass es schwer ist, Kontinuität zu erreichen. So wie eine junge Iranerin. Sie hat den Deutschkurs in der ASS besucht und ist nun mit ihrer Familie nach Rotenburg an der Fulda verlegt worden. „Ich bin traurig. Das hat Spaß gemacht dort“, sagt sie gegenüber Oberhessen-live.

Das frühe Angebot Deutsch zu lernen sei wichtig. Auch deshalb, weil es eine Struktur in den Tag bringe, die Menschen dazu auffordert, Regeln einzuhalten und auch zu lernen, „wie Deutschland tickt“, schreibt die ASS in ihrem Pressetext.

Keine Trennung nach Nationalitäten

„Es wurde zum Beispiel der Wunsch an uns herangetragen, die Kurse nach Nationalitäten einzuteilen“, so Miron, „das haben wir aber abgelehnt. Die Menschen sollen lernen, zusammenzuarbeiten, sich gegenseitig unterstützen und zu respektieren“, sagt Oberstudienrat Mion.

Um die freiwilligen Helfer bei Laune zu halten, gab es vergangene Woche ein kleines Fest. Gemeinsam mit den Flüchtlingen lauschte man erst den Klängen des Alsfelder Musikers Manuel Kluth, bevor die Flüchtlinge selbst Tanz und Musik aus ihrer Region präsentierten.

Spielte für die Flüchtlinge und die Schulgemeine: Der Alsfelder Musiker und Ex-ASS-Schüler Manuel Kluth.

Spielte für die Flüchtlinge und die Schulgemeine: Der Alsfelder Musiker und Ex-ASS-Schüler Manuel Kluth.

Die Getränke für die Veranstaltung wurden von der Stadt Alsfeld gestiftet, die Monika Kauer und Heinrich Muhl als Botschafter schickte. Gemeinsam mit den Flüchtlingen habe man die Aula nach dem Fest aufgeräumt, heißt es.

Der Unterricht an der Albert-Schweitzer-Schule soll auch in den bevorstehenden Weihnachtsferien nicht ausfallen. Das Team der ASS bietet dann Blockunterricht in der Großsporthalle an, und nach den Ferien soll, falls möglich, eine achte Gruppe aufgemacht werden. „Dazu brauchen wir dann auch wieder weitere Geldspenden und Freiwillige“, wirbt Miron, der besonders Oberstufenschüler anspricht.

Einen Becher voll Apfelsaft bestellen: das geht auch ohne Worte in der Kinderbetreuung der Albert-Schweitzer-Schule.

Einen Becher voll Apfelsaft bestellen: das geht auch ohne Worte in der Kinderbetreuung der Albert-Schweitzer-Schule.

Von dem Unterricht profitierten definitiv nicht nur die Flüchtlinge selbst: Gerade die Schülerinnen und Schüler sähen darin eine große Chance zu helfen und auch ihren eigenen Horizont zu erweitern. „Es ist schön den Menschen zu zeigen, dass sie willkommen sind“, zitiert die Schule die zwei engagierten Schülerrinnen Jil Eichhorn und Mascha Reiter.

Das Organisationsteam der Albert-Schweitzer-Schule hofft, dass dieser Unterricht Anregung für andere Schulen und Einrichtungen sein kann, selbst ein Angebot für Flüchtlinge zu entwickeln. „Es ist mühevoll, vielleicht, aber es ist eine Investition in die Zukunft“, heißt es von der ASS.

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