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Kurzweiliger erster Alsfelder Gründerabend dank unterschiedlicher ProtagonistenFünf Gründer mit fünf verschiedenen Erfahrungen

ALSFELD. Am ersten Alsfelder Gründerabend in der staatlichen Technikakademie berichteten fünf Alsfelder Unternehmer aus unterschiedlichen Bereichen über ihren Weg in die Selbstständigkeit. Welche Hürden sie auf ihrem Weg überwinden mussten, wer stand ihnen beratend zur Seite und ob sie erneut gründen würden, waren die Leitfragen der Vorträge.

Der Magistrat der Stadt Alsfeld hat im Rahmen der bundesweiten Aktion Gründerwoche 2015 „Ring frei zum Gründen“ die Veranstaltung gemeinsam mit Sponsoren und mitwirkenden Institutionen organisiert. Neben den fünf individuellen Vorträgen der Alsfelder Unternehmer schufen zunächst Franziska Deutscher von der IHK Gießen Friedberg und Erwin Mönnig von der Kreishandwerkerschaft Vogelsberg den Rahmen der Veranstaltung mir Vorträgen zu allgemeinen Gründungsthemen und Gründungen im Handwerk, untermauert mit Zahlen, Daten und Fakten zur Gründersituation in Deutschland. Dann waren die persönlichen Geschichten von fünf Alsfeldern an der Reihe. Alle Unternehmer machten deutlich, dass die Unterstützung ihrer Familien auf dem Weg in die Selbstständigkeit eine enorme Bedeutung hatte.

Mike Schneider Selbstständigkeit aus Zwang

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Den Anfang machte Mike Schneider von der Mike Schneider Immobilien GmbH (msi). In seinem Vortrag wurde schnell seine Leidenschaft zu seinem Beruf deutlich. Er hatte durch seine Redegewandtheit schnell das Publikum mit einigen Lachern in seinen Bann gezogen. Durch seine langjährige Tätigkeit unter dem Dach der VR-Bank gestaltete sich der Übergang in die Selbstständigkeit relativ reibungslos. Kundenkontakte und ein starker Partner im Rücken waren durch die Ausgliederung des Immobiliengeschäfts in die msi bereits vorhanden. Dennoch waren einige Herausforderungen zu meistern. Das neue eigene Büro mit eigener IT-Infrastruktur musste finanziert und in Gang gebracht werden. Weil er unbedingt direkt weiterarbeiten wollte und auch die Notwendigkeit des Schnellen Handelns sah, um vom Markt nicht abgehängt zu werden, hatte er für den Übergang in die Selbstständigkeit lediglich zweieinhalb Wochen Zeit. In dieser kurzen Zeitspanne war es aussichtlos an ein Förderprogramm wie den Gründerzuschuss zu gelangen, wie er nach einem Telefonat feststellen musste. Glücklicherweise hatte er genug Unterstützung durch seine Familie und Partner. Den Schritt in die Selbstständigkeit bereut er nicht und würde den Schritt jederzeit wieder wagen, auch wenn die Selbstständigkeit nie sein erklärtes Ziel gewesen ist. Nach seiner Auffassung wurde er in die Selbstständigkeit und somit auch zu seinem Glück gezwungen.

Corinna Knuth gründete aus der Arbeitslosigkeit

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Corinna Knuth, die jüngste Vortragsteilnehmerin der Veranstaltung, startete in die Selbständigkeit im Jahr 2010 zunächst mit Little bee – english 4 kids. Im Laufe der vergangenen Jahre hat sie jedoch das Potential ihrer Sprachschule erkannt und das Angebot entsprechend ausgebaut. Mittlerweile ist die Sprach- und Nachhilfeschule Corinna Knuth hinzugekommen. Hier bietet sie gemeinsam mit ihrem Team Nachhilfe für nahezu alle Fächer und für sämtliche Schulformen bis zum Abitur an. Darüber hinaus hat sie zahlreiche Sprachkurse für Erwachsene und Unternehmen im Angebot sowie ein Dolmetscherbüro für Englisch, Französisch und Spanisch.

Aufgrund eines Stellenabbaus rutschte sie nach dreijähriger Tätigkeit in die Arbeitslosigkeit. Daraufhin beschloss sie sich selbstständig zu machen und wandte sich an Beratungsstellen. Unterstützung fand sie bei Vogelsberg Consult und der IHK Gießen-Friedberg. Dank der Beratung beantragte sie erfolgreich bei der Bundesagentur für Arbeit den Gründerzuschuss und konnte erfolgreich durchstarten. Dennoch sieht auch sie als wichtigsten Erfolgsfaktor die Unterstützung und Rückhalt in ihrer Familie.

 

Markus Rensch wurde durch studentische Nebenjobs zum Unternehmer

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Markus Rensch von IT-Services Rensch hatte den Schritt in die Selbstständigkeit eigentlich nicht geplant. Bei ihm hat sich die Gründung der eigenen Firma entwickelt. Während seines Studiums zum Diplom-Informatiker hat er begonnen bei einigen Projekten mitzuarbeiten und wurde immer wieder von verschiedenen Auftraggebern nachgefragt. Es kamen immer mehr Aufträge hinzu, so dass er nach Abschluss seines Studiums gleich genügend Kunden hatte, um sich Selbstständig zu machen. Allerdings beobachtet er den IT-Markt momentan mit einem wachsamen Auge, weil einige Großkonzerne den Markt immer mehr an sich reißen, was für viele kleine Unternehmen zu Schwierigkeiten führt. Nicht zuletzt aufgrund einer engen Kooperation mit der Wortmann AG sieht er sein Unternehmen dennoch gut aufgestellt. Allerdings würde er zurückblickend heute nicht erneut in dieser Form gründen, aufgrund der Entwicklungen im IT-Markt. Auch er hatte eine Anekdote zum Thema Familienunterstützung zu erzählen. In den Anfangsjahren habe sein Vater immer wieder ausgeholfen und beispielsweise bei dringlichen Hardwaredefekten, ohne zu zögern, sich direkt ins Auto gesetzt und Ersatzteile nach München gefahren.

Stefanie Planz trotz anfänglichen Schwierigkeiten Selbstständige

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Stefanie Planz betreibt in Alsfeld seit 2012 das märchenhafte Bed & Breakfast. Im Gegensatz zu den restlichen Referenten benötigte sie den größten Mut für ihren Vortrag. Denn sie hatte mit erheblichen Startschwierigkeiten zu kämpfen. Manchmal liegt der Fehler im Detail: In ihrem Fall hatte sie schlicht die falsche Rechtform mit einer UG für ihr Unternehmen gewählt, was sich als Fehler herausstellen sollte. Letztendlich rettete sie das Projekt, indem sie die Rechtsform in ein Einzelunternehmen änderte. Mit ihrem heutigen Wissen würde sie vor einer Gründung die kostenlose Beratung der IHK oder einer anderen Stelle in Anspruch nehmen. Eigentlich habe sie sich auch niemals selbständig machen wollen, denn ihre Eltern waren immer selbst Unternehmer gewesen und sie habe immer eher die Nachteile des „selbst“ und „ständig“ erlebt. Jedoch bereut sie den Schritt in die Selbstständigkeit heute nicht, trotz Startschwierigkeiten und Zweifeln. Dafür sei vor allem das positive Feedback der Besucher verantwortlich. „Die meisten kommen als Gäste und gehen als Freunde“, wusste sie zu berichten. Die Unterstützung ihrer Familie habe sie die anfänglichen Hindernisse überwinden lassen, beispielsweise habe ihr Sohn die Homepage für das märchenhafte Bed & Breakfast erstellt.

Matthias Schuch Alsfelder in allen Entwicklungsstufen

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Als letzter Referent betrat Matthias Schuch von der Bauschreinerei Schuch die Bühne. Schuch hat laut eigener Aussage alle Schulen in Alsfeld besucht. Nach seinem Abitur wollte er im Gegensatz zu vielen anderen einen handwerklichen Beruf erlernen, bevor es zum Studium gehen sollte. Jedoch hatte er mit dem Beruf des Schreiners seine Leidenschaft gefunden. Nach seiner Ausbildung blieb er weitere fünf Jahre in seinem Lehrbetrieb und schob ein mögliches Studium auf. Auf der Suche nach einem geeigneten Studium für ihn, wurde er nicht an Universitäten, sondern in der staatlichen Technikakademie in Alsfeld fündig und machte dort schließlich seinen Meisterbrief. In seinem Umfeld hatte sich sein handwerkliches Know-how herumgesprochen und Freunde und Verwandte fragten ihn immer wieder um Hilfe. Deshalb reifte in ihm die Erkenntnis, dass ein Markt für seine Tätigkeit vorhanden ist. Beim Schritt in die Selbstständigkeit unterstützte ihn nicht nur seine Familie, sondern auch sein ehemaliger Chef. Der ihm wohlwollend zur Seite stand und nicht ohne Stolz verkündete bei mir hast du alles gelernt was du brauchst, anstatt Gedanken an neue Konkurrenz zu verschwenden. Mit dem Start als Einzelunternehmer im Jahr 2004 fokussierte es sich zunächst auf kleine Aufträge mit Reparaturen, Instandsetzung und Wartung. Außerdem kümmerte sich um sämtliche anfallende Büroarbeiten. Heute kommt er aufgrund von stetigem Wachstum ohne Steuerberater nicht mehr aus. Auf die Unterstützung durch seine Familie ist er ebenfalls stolz. Früher wurde ihm bei größeren Anschaffungen auch mal finanziell unter die Arme gegriffen, heute sind es eher Tätigkeiten wie das Rasenmähen oder liegengebliebene Wäsche.

Generell seien bei ihm die Gewerbeanmeldung und das Drumherum reibungslos verlaufen, dennoch lobte er die Arbeit von Uwe Eifert, der seit Anfang 2014 die Stabsstelle Wirtschaftsförderung & Öffentlichkeitsarbeit beim Magistrat der Stadt Alsfeld koordiniert. Eine zentrale Anlaufstelle für anstehende Neugründungen sei absolut begrüßenswert und werde potentiellen Neugründern in Zukunft enorm helfen.

 

Die Stadt Alsfeld plant weitere Unterstützung für Neugründer

Ins selbe Horn blies auch Bürgermeister Stephan Paule. Er berichtete über die geplanten Aktivitäten der Stadt, die sich momentan in Prüfung befinden. So sei der Aufbau eines Innovations- und Gründerzentrum in Planung und es würden Möglichkeiten von Gründerfonds und Gründungspaten geprüft.

von Christian Dickel

 

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