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NABU: Kraniche beginnen mit dem Zug gen Süden – Beobachtungen online meldenNaturfreunde und Beobachter können aktiv helfen

VOGELSBERGKREIS (o). In diesen Wochen ist wieder das großartige Herbstschauspiel ziehender Kraniche am Himmel über Hessen zu sehen. Aufmerksame Naturfreunde konnten bereits viele Schwärme des laut trompetenden „Glücksvogels“ beobachten. „Mitte Oktober sind bei sonnigem Wetter mit Ostwind bereits über 60.000 Kraniche nach Süden geflogen“, erklärt Gerhard Eppler, Landesvorsitzender des NABU Hessen, in einer Presse-Mitteilung. Die Naturschützer bitten die Einwohnerchaft um Mithilfe bei der Erfassung der Flugrouten.

Insgesamt ist in diesem Herbst mit bis zu 250.000 Vögeln an Hessens Himmel zu rechnen. „Am kommenden Wochenende erwarten wir weitere durchziehende Kraniche“, so Eppler. Kraniche ziehen bevorzugt bei Hochdruckwetter, da sie dann von den östlichen Winden mitgetragen werden und dadurch Kraft sparen können.

Kranich-Routen übers Internet mitteilen

Der NABU Hessen ruft dazu auf, Kranichbeobachtungen unter www.Kranich-Hessen.de online zu melden. Mit Hilfe der Meldungen möglichst vieler Kranichfreunde sei es möglich, eine bessere Übersicht über das Zuggeschehen und Hinweise auf Veränderungen von Flugrouten zu erhalten. Da sich Kraniche bei ihrem Zug an Landmarken wie Flüssen und Berggipfeln orientieren, sind sie bei ungünstiger Witterung dazu gezwungen, eine außerplanmäßige Zwischenrast einzulegen. Der NABU bittet alle Naturbeobachter um Rücksichtnahme: „An den Rastplätzen sollte man einen Abstand von mindestens 300 Meter einhalten, um die Kraniche nicht unnötig zu beunruhigen“, so Eppler. Jede Störung koste die „Vögel des Glücks“ Kraft, die sie für den langen Flug in die Überwinterungsquartiere benötigten.

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Auf seiner Website Kranich-Hessen.de bietet der NABU Vogel- und Nautrfreunden Möglichkeit, Kraniche zu melden und so bei der erfassung ihrer Routen zu helfen.

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Hessen liegt in einer Hauptzugroute der Kraniche auf ihrem Weg von der Ostsee in ihre Winterquartiere im Südwesten Europas. An ihren größten nördlichen Sammelplätzen – z.B. bei Rügen und an der Mecklenburgischen Seenplatte – finden sich im Herbst jeweils 100.000 bis 120.000 Kraniche ein. Bei günstiger Witterung brechen einzelne Schwärme früh morgens auf und ziehen südlich und nördlich am Harz vorbei. Sie erreichen dann das Weserbergland und Thüringen und fliegen meist in den Nachmittags- und Abendstunden weiter durch Hessen. Schwerpunkte des hessischen Durchzuges sind die Flusstäler Ober-, Ost- und Mittelhessens, wo einige Tiere bei schlechten Flugbedingungen auch Rastgebiete aufsuchen. „Im Oktober und November gibt es bei günstiger Witterung oft ‚Massenflugtage‘, an denen in kurzer Zeit bis zu 50.000 und mehr Vögel über Hessen hinweg ziehen.

Die Vögel rasten in Hessen – und brauchen dann Ruhe

Beim Weiterflug mit 50 bis 70 Stundenkilometern erreichen die über Hessen ziehenden Vögel die Auen von Main und Rhein und fliegen schließlich über Frankreich weiter nach Südwesten. „Für den Naturbeobachter sind die ziehenden Kraniche an ihrer keilförmigen Formation und den trompetenartigen Rufen zu erkennen“, so Eppler. Die kräftigen und erfahrenen Tiere fliegen an der Spitze, dann folgen Familien mit durchschnittlich zwei Jungtieren. Bei günstigen Flugbedingungen können die bis 1,30 Meter großen Tiere ohne Halt bis nach Südeuropa fliegen. Manche legen bei Wetterumschwüngen aber auch eine Rast in Hessen ein. Sie landen dann zum Beispiel im Amöneburger Becken, an der Werra, an der Schwalm, Ohm und der Lahn.

Auch Feuchtgebiete in der Wetterau und die Rheinauen in Südhessen sind gern aufgesuchte Orte zum Ausruhen. Die Rücksichtnahme an den Rastplätzen ist notwendig, weil viele Kraniche bereits eine weite Flugstrecke hinter sich haben, wenn sie in Hessen eine Pause einlegen. „Sie brauchen Ruhe und die Gelegenheit, etwas zu fressen und wieder Kräfte zu sammeln“, erklärt der Biologe Eppler.

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