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Stadt Alsfeld ließ Reste des Jungfernstegs entfernen – Kommen Trittsteine als Ersatz?Nur noch Bach, wo einst die Jungfern wandelten

ALSFELD. Wer gelegentlich durch den Alsfelder Erlenpark spaziert, der hat wahrscheinlich bereits entdeckt, dass inzwischen auch die Reste der alten Brücke kurz vor der Autobahnunterführung verschwunden sind: Der beliebte Alsfelder „Jungfernsteg“ ist somit endgültig Geschichte. Nur noch etwas aufgewühlte Erde erinnert an das Bauwerk mit dem legendären Namen – und an dessen unschönes Ende, als Ämter einem vielversprechenden Aufbauprojekt der Einwohnerschaft den Garaus machten. Indes: Diese Schwalm-Überquerung wird seit Jahren vermisst. Gesucht: ein Ersatz.

Ja, der Alsfelder Bauhof hat vor ein paar Wochen die steinernen Ufer-Verankerungen und die beiden großen Pfeiler im Bachgrund beseitigt, bestätigt Alsfelds Bürgermeister Stephan Paule. Das sei längst überfällig gewesen, da diese großen Teile des Bauwerks eine potenzielle Gefahr darstellten. In der Tat wären die tonnenschweren, steinernen Uferlager und Säulen wahrscheinlich auch nicht mehr nutzbar gewesen, da sie ohne die hölzernen Teile der Brücke als Gegengewichte im Laufe der Zeit zu verrutschen schienen.

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2011 war der Jungfernsteg auch bereits gesperrt, aber noch vorhanden – nicht allerdings in den Augen des Kreisbauamtes, das beschied: Da sind keine denkmalschutzwürdigen Bestandteile übrig. Archivfoto: aep

Zur Erinnerung: Der gut 80 Jahre alte und bei den Alsfeldern beliebte Jungfernsteg über die Schwalm im Erlenpark musste vor Jahren wegen Baufälligkeit gesperrt werden: Das Holz war verrottet. Weil die Stadt für eine Erneuerung des Bauwerks – noch dazu in einem historischen Stil, in dem heute niemand mehr eine so kleine Brücke bauen würde – kein Geld hatte, bildete sich eine in Alsfeld einmalige Bürgerinitiative zur Rettung des Jungfernstegs. Tausende Euro wurden gespendet und Zehntausende als Spende zugesagt, Technik-Schulen und Baufirmen sagten die Unterstützung zu, aber dann scheiterte das der Allgemeinheit nützliche Projekt, nachdem die Denkmalbehörde im Kreisbauamt dem Jungfernsteg die Denkmalwürdigkeit absprach und das Finanzamt daraufhin die Gemeinnützigkeit aberkannte (siehe auch den ausführlichen Bericht). Sponsoren zogen sich zurück. Nun sind auch die Reste beseitigt.

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Die steinernen Reste im Jahr 2013 (oben). Heute ist an der Stelle nichts mehr zu sehen (unten). Aber angesichts moderat abfallender Böschungen und des meist flachen Bachgrunds kommt die Idee auf, es an der Stelle mit Trittsteinen zu versuchen, um die Verbindung zu schaffen. Archivfotos: aep

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Aber abgesehen von dem nostalgischen Gefühl für das alte Bauwerk hatte es auch schlicht seinen Sinn gehabt an der Stelle: Der Jungfernsteg schaffte nämlich die kurze Verbindung von der Spielwiese in Richtung Altenburg und vollendete den Rundkurs durch den Erlenpark. Heißt: Ein Teil des Weges an der Schwalm entlang ist seit Jahren eine Art nutzlose Sackgasse.

Angesichts ähnlicher Lösungen an Bächen in anderen Orten kommt an der Stelle die Frage auf: Vielleicht können wenigstens Trittsteine in der häufig recht flachen Schwalm eine Verbindung schaffen, damit der Erlenpark wieder vollständig wird – wenn schon andere Brücken-Projekte passé sind. Oder hat jemand eine bessere Idee?

Axel Pries

3 Gedanken zu “Nur noch Bach, wo einst die Jungfern wandelten

  1. Wie wäre es mit dem Bau einer Seilbahn, dann hätte Alsfeld mal wieder eine touristische Attraktion?
    Doch Spaß beiseite, ich würde eine einfache aber stabile Brücke aus Holz sehr gut finden, das müsste doch zu machen sein?

  2. Sehr sehr schade diese Entscheidung. Warum baut das THW nicht einfach eine normale Brücke über die Schwalm, so wie damals zum Hessentag ????? Oder wie die Brücke. welche vor Altenburg steht, die mal als 24 Stunden Aufgabe zum dollen Dorf angefertigt wurde ?????? Das Geld welches damals gesammelt wurde( sofern noch vorhanden, denn ein Dach ist im Klostergarten ja auch nie gebaut worden ), könnte man ja dafür verwenden.

  3. Traurig!!! Bei dieser Entscheidung erkennt man ,die Verantwortlichen in diesem Fall,sie keine ECHTEN Alsfelder,die vor 50 Jahren oder früher ,diesen Weg genutzt haben.

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