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Nach dem tödlichen Absturz: Die Verunglückte lernte bei einer Gleitschirmflugschule und stürzte vor aller Augen auf die WiesePlötzlich geriet der Gleitschirm ins Trudeln

ALSFELD (aep). Es war ein wahrlich tragisches Unglück: Vor aller Augen stürzte am Samstag eine Gleitschirmschülerin auf dem Fluggelände bei Alsfeld bei einem Startversuch ab (Oberhessen-live berichtete) und starb bald darauf im Alsfelder Kreiskrankenhaus. Nun untersuchen Experten und die Staatsanwaltschaft das Unglück, das auf dem Platz nicht das erste dieser Art im Sommer war. Mit dem Luftsportverein Alsfeld hat das Geschehen indes nichts zu tun.

Die tödlich verunglückte 54-Jährige aus Münzenberg gehörte zu einer Gruppe von Gleitschirmschülern einer hessischen Flugschule, die das Gelände in der Wetzelbach und das Gerät des Luftsportvereins immer wieder mal nutzen kann. So auch am Samstag.

Da übte die Frau den Windenstart. Heißt: Bei geblähten Schirm verhilft ihr in dem ebenen Gelände der Zug einer Seilwinde für den nötigen Vortrieb, damit der Schirm sie in die Höhe trägt. An Berghängen ist so ein Gerät nicht nötig, aber in ähnlicher Art wurden in der Alsfelder Wetzelbach auch Segelflugzeuge in die Höhe gezogen.

OL-Gleitschirm-2009

Gleitschirmfliegen ist ein zunehmend beliebter Sport. Hier üben Schüler auf der Wasserkuppe. Archivfoto: aep

Die Schülerin hatte dabei bereits eine Höhe von 20 Metern erreicht, so schildert ein Polzeisprecher den Ablauf des Geschehens, als sie plötzlich nach rechts wegdriftete und ins Trudeln geriet. Wie alle Flugschüler stand auch die 54-Jährige in Funkkontakt mit einem Lehrer am Boden, doch es hatte den Anschein, dass sie auf seine Anweisungen, die missliche Lage zu retten, nicht reagierte. So schilderten es Augenzeugen am Boden – unter anderem der Ehemann der Verunglückten. Dann stürzte die Frau aus fünf bis acht Metern ungebremst auf die Wiese.

Dabei zog sie sich so schwere Verletzungen zu, dass Rettungskräfte sie nicht für einen Flug mit dem Rettungshubschrauber stabilisieren konnten. Deshalb brachte man sie in das nächstgelegene Krankenhaus in Alsfeld, wo die Unglückliche aber nicht mehr gerettet werden konnte.

Seilwinde, Umlenkrolle und Schirm sichergestellt

Zur Aufklärung ihres Todes haben nun die Polizei und die Staatsanwaltschaft Gießen die Ermittlungen aufgenommen. Seilwinde, Umlenkrolle und der Schirm wurden sichergestellt und werden von einem Sachverständigen beim Regierungspräsidium Kassel auf technische Mängel geprüft. Über die Ursache gibt es laut Polizei noch keine Erkenntnisse.

Vom Luftsportverein kommt zu dem Unglück keine Stellungnahme, und das hat einen einfachen Grund, erklärt der Vorsitzende Markus Euler: Es seien keine Vereinsmitglieder dabei gewesen, da am Samstag kein eigener Flugbetrieb stattfand, sondern das Flugfeld nur von der Gleitschirmschule genutzt wurde.

Das war auch im Juni der Fall, als sich an gleicher Stelle ein ähnlicher Unfall ereignete. Auch dabei war eine Flugschülerin derselben Schule beim Start abgestürzt und hatte schwere Verletzungen davon getragen. Trotz mehrfacher Anfragen fand sich bei der Schule niemand, der zu den Vorfällen eine Stellungnahme abgeben konnte oder wollte.

Ein gewisses Risiko fliegt immer mit, wenn es in die Luft geht, stellt der LSV-Vorsitzende Markus Euler fest. Aber der Alsfelder Luftsportverein sei in seiner Gleitschirmabteilung bislang ohne Unfälle geblieben.

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