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ZDF-Team testet mit versteckter Kamera Reaktionen auf den Notfall – Gast widersprichtViele Helfer, aber Hilfe war nicht wirklich nötig

ALSFELD (ol). Eigentlich ist die Erste Hilfe nicht besonders schwer, erfuhr ein Filmteam des ZDF am Freitagvormittag auf dem Alsfelder Marktplatz, wo es zusammen mit dem Deutschen Roten Kreuz in einer filmreifen Szene und mit einem Dummy das Know-how der Passanten für den Notfall prüfte – alles für einen Beitrags in der Sendung „Volle Kanne“. Es stellte sich heraus: Das Wissen hält sich in Grenzen, und ein neunjähriger Junge stellte einige Teilnehmer in den Schatten. Er handelte bei einer gespielten Wiederbelebung goldrichtig.

Die Aufgabe hatte zwei Teile: Im Marktcafé testete das ZDF-Team mit einer versteckten Kamera die Reaktion der Gäste, wenn ein solcher Notfall tatsächlich eintritt. Inmitten des gut gefüllten Lokals spielte ein Schauspieler einen Herzinfarkt vor. Die Szene: Ein älterer Herr sackt am Kaffeetisch zusammen und hält sich die Brust. Gleich darauf geht er zu Boden. Binnen Sekunden eilten zwar Gäste von Nachbartischen zur Hilfe, doch die richtige Hilfe blieb aus.

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Beteiligter widerspricht: Es gab Hilfe für den nicht bewusstlosen Mann

Der Darstellung des Ablaufs, so wie sie unser Mitarbeiter erlebt hat, und in diesem Artikel geschildert wird, widerspricht einer der Beteiligten – ein Gast im Marktcafé. Der Schauspieler sei zwar zusammen gesackt, aber er sei sichtlich bei Bewusstsein gewesen und habe dann gleichmäßig geatmet, als sich ein Gast um ihn kümmerte. Dieser Gast habe auch gewusst, was im Fall einer Bewusstlosigkeit zu tun gewesen wäre. Es sei aber einfach nicht nötig erschienen, das vermeintliche Opfer einer Herzattacke in der Seitenlage zu stabilisieren oder gar wieder zu beleben. Daher sei der Eindruck falsch, dass niemand hätte helfen können oder wollen.

Wir belassen außer der Überschrift den ursprünglichen Text mit in diesem Bericht, um den Unterschied zu verdeutlichen.        Die Redaktion

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Wie viel Hilfe ist nötig? Die Aufgabe war, dem vermeintlich zusammengebrochenen Mann zu helfen. Ein Gast widersoricht der Darstellung, dass nicht genug Hilfe geleistet worden sei.

Das vermeintliche Infarkt-Opfer wurde mit einem Kissen auf den Boden gelegt, doch eine stabile Seitenlage oder gar Ansätze von Wiederbelebungsmaßnahmen gab es nicht. Bei einer anschließenden Befragung von etwa vierzig Zeugen des Geschehens, konnte nur einer erklären, wie die Herz-Lungen-Wiederbelebung funktioniert. Positiv fiel immerhin die Zeit bis zum Absetzen des Notrufes aus: Die „112“ wurde nach 41 Sekunden gewählt.

Der Notarzt Falk Stirkat und sein Team begleiteten den Dreh um Redakteurin Barbara Ludewig. Er erklärte, die professionellen Retter erlebten solche Situationen tagtäglich. Sie könnten über fehlende Zivilcourage oder mangelndes Wissen oft nur mit dem Kopf schütteln. Aber theoretisch scheint das Wissen so wenig nicht zu sein: „Ich hätte ja eigentlich wissen müssen, was zu tun ist“, umschrieb ein Gast des Cafés. Ein Satz der am Freitag in abgewandelter Form in Alsfeld mehrfach genannt wurde.

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Andreas Fischer und Rebekka Seen zeigten auf dem Marktplatz, wie man richtig wiederbelebt.

Dass Erste Hilfe eigentlich kinderleicht ist, bewies dann der Neunjährige. „Dreißig Mal drücken und zwei Mal pusten“, umschrieb das Kind die Herzdruckmassage und die Atemspende. Leider nicht alle Befragten waren so im Bilde oder wehrten die kurzen Minuten zur Auffrischung der lebensrettenden Kenntnisse damit ab, dass sie keine Zeit dafür hätten.

Der Beitrag des ZDF soll voraussichtlich am 21. September, um 9 Uhr in der Sendung „Volle Kanne“ ausgestrahlt werden.

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Notarzt Falk Stirkat erklärt, wie die Erste Hilfe richtig klappt

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