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Prämienmarkt-Diskussion: Der 2014er-Festwirt Guido Hohmeier meldet sich mit Kritik – Aber auch andere Beteiligte möchten den Markt dringend erneuernEinig in einem Punkt: „Es muss sich was ändern“

LAUTERBACH. In zwei Dingen scheint man in Sachen Prämienmarkt 2015 einig in Lauterbach: Das Festzelt fiel zu karg aus, aber es muss sich auch Grundsätzliches ändern, damit ein Festzelt überhaupt attraktiv und wirtschaftlich betrieben werden kann. So die Quintessenz aus Gesprächen von Oberhessen-live mit Beteiligten an der Organisation des Traditionsfestes, nachdem es dieses Jahr Kritik hagelte. Den Anstoß für diese Runde gab Guido Hohmeier, der Festzeltwirt von 2014. Er erntete seinerzeit viel Beifall, ging aber finanziell unter und kritisiert nun: „Man hat mich hängen gelassen!“

Angesichts eines nahezu undekorierten Festzelts beim aktuellen Prämienmarkt erinnerte sich tatsächlich manch Lauterbacher Besucher gerne an den großen Aufwand, mit dem der 46-jährige „Lauterbacher Bub“ im vergangenen Jahr das Zelt betrieben hat: Von einer aufwendigen Dekoration über eine große Getränkeauswahl, Bedienung an den Tischen bis zu einem täglichen Konzert-Hit reichten die Attraktionen, die das Publikum ziehen sollten. Übrig blieben für Guido Hohmeier trotz deutlicher Umsatzsteigerung aber nur Schulden in fünfstelliger Höhe und Auseinandersetzungen mit Gläubigern.

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So wünscht es sich jeder Festzeltwirt: tolle Stimmung so wie hier bei der Wahl der Bierkönigin 2015 (oben) und 2014 (unten). Archivfotos: aep

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Auch sein Nachfolger Marco Kratz aus Mücke erklärte am Ende des Prämienmarktes 2015, trotz vergleichsweise geringer Kosten nichts verdient zu haben, weil das Publikum ausblieb – und beide kritisieren nun das Konzept des Prämienmarktes, durch das es kaum möglich sei, ein Festzelt zu betreiben. Sie sind nicht alleine: In den Chor fallen auch der Generalpächter Andreas Walldorf und die Brauerei-Chefin Ruth Herget ein. „Es muss sich was verändern“, lautet fast gleichlautend ihr Tenor.

Die Verantwortlichkeit wird weiter geschoben

Allein: Aktuelle Situation in Lauterbach vor dem „klärenden Gespräch“, das irgendwann einmal folgen soll, ist, dass im Gespräch mit Oberhessen-live jeder Verantwortlichkeit auf den nächsten schiebt. Bürgermeister Rainer Hans Vollmöller erklärt den Generalpächter für zuständig, Andreas Walldorf gibt organisatorisch den Ball zurück an die Stadt und wünscht zugleich mehr Unterstützung durch die Burgbrauerei – deren Geschäftsführerin wiederum die Stadt als maßgebliche Stelle für Veränderungen ins Spiel bringt. Guido Hohmeier als gescheiterter Wirt kritisiert Stadt und Brauerei gleichermaßen, ihn im Stich gelassen zu haben. „Man hat mir keine Unterstützung gegeben!“ Stattdessen sei er sogar geschnitten worden.

Was der Lauterbacher mit Schlitzer Kneipe meint: In seinem Debütjahr auf der Bleiche habe er sehr hohe Kosten unter anderem bei der Werbung gehabt, die im zweiten Jahr nicht mehr in dem Maße aufgetreten wären. Diesmal seien ihm „die Kosten davongelaufen“ und als Schulden übrig geblieben, obwohl es ihm gelungen sei, dem Prämienmarkt-Festzelt neues Leben einzuhauchen – und den Bierverkauf im Festzelt gegenüber dem Schnitt der Vorjahre glatt zu verdoppeln. Er hätte sich Kredit von Seiten der Stadt und der Brauerei gewünscht, den er über Gewinne bei den nächsten Prämienmärkten abzahlen kann. Stattdessen: „Man hat mich mit den Kosten alleine gelassen!“

„Sein Zelt war das Beste, das wir seit Jahren hatten!“

Ein wenig Unterstützung bekommt er mit der Klage sogar: Generalpächter Andreas Walldorf hat auch Vorstellungen, wie ein Festwirt wie Guido Hohmeier über Jahre noch auf seine Kosten kommen kann – wovon das Festzelt und der Prämienmarkt nur profitieren könnten. „Sein Zelt war das Beste, das wir seit Jahren hatten!“ Walldorf sagt aber auch: „Er hat nicht auf die Profis gehört!“ Hohmeier habe einfach mehr Programm gehabt, also sinnvoll gewesen wäre: „Er hat zuviel gemacht!“ Dabei musste er auch an laueren Tagen Personal und Bands bezahlen –  das Ergebnis sei absehbar gewesen. Und dann hätte Guido Hohmann in der Tat ein partnerschaftliches Modell in Zusammenarbeit mit der Brauerei für die nächsten Jahre helfen können, meint Walldorf. So aber sei es praktisch ausgeschlossen gewesen, dass der Lauterbacher noch einen Versuch hinkriegt: „Wenn man mit so vielen Miesen da raus geht, dann kriegt man vieles nicht mehr!“ Gemeint sind zum Beispiel Zelt und Bands. Sein Fazit: „So etwas kann kein Festwirt alleine machen!“

So beginnt Andreas Walldorf den Reigen der Forderungen nach Veränderungen. Die Getränkestände Am See könnten bleiben, meint er, regt aber an, vielleicht den Weinstand mit im Zelt unter zu bringen. Vielleicht könnten aber auch die beiden Karnevalsvereine LCV und Tumaba das Zelt bewirten – die hätten viel geringere Kosten. Das Zelt sollte bleiben, wo es ist. Kein Problem hätte auch Guido Hohmeier mit den Vereinsständen Am See – aber vielleicht könnte das Zelt einen anderen Ort bekommen: auf der anderen Seite der Bleiche.

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„Es muss sich was ändern!“ So die einige Meinung über den Lauterbacher Prämienmarkt. Archivfoto: aep

„Das Zelt muss am Anfang des Platzes stehen!“

So sieht es auch Ruth Herget-Klesper: „Das Zelt muss am Anfang des Platzes stehen!“ Das ist nur eine Änderung, die der Brauerei-Chefin vorschwebt – wobei sie zugleich Kritik am Gebaren der Brauerei gegenüber dem Festwirt Guido Hohmeier zurückweist. Die Brauerei sei selbst auf einem Berg Forderungen sitzen geblieben – und ein Abend im Programm des Festzeltes werde schließlich von der Burgbrauerei selbst gestaltet. Die Veranwortung, einen guten Festwirt zu finden, liege beim Generalpächter, während die Brauerei lediglich Lieferant sei. Aber sie wünsche sich auch Veränderungen in Gestaltung und Programm des ganzen Volksfestes, erklärt Ruth Herget-Klesper: „Der Prämienmarkt ist stehen geblieben!“

„Jeder will etwas verändern. Aber keiner traut sich, was zu tun!“

Das sei gar keine neue Feststellung, sondern werde Jahr um Jahr aufs neue mit den Veranstaltern bei der Stadt besprochen, um Neuerungen einzubringen – die dann schlicht und manchmal heimlich einfach ignoriert worden seien. Nach dem negativen Image des Festplatzes in diesem Jahr müsse nun neu angefangen werden. Ein neuer Wirt für das Festzelt müsse gefunden werden, Lösungen für die Spannung zwischen dem Bierzelt und der Weinkosthalle Bechtheim seien ebenso fällig, wie die Frage, ob die Vereine ins Zelt integriert werden. Vielleicht müsse das ganze Angebot komprimiert werden.

In jedem Fall sei in neuen Planungen endlich fällig, was man sich jedes Jahr vorgenommen habe: „Es muss etwas verändert werden!“ In dem Punkt ist sie mit Andreas Walldorf einig. Sonst drohe dem ganzen Prämienmarkt Verlust: „Wer nicht mit der Zeit geht, der geht mit der Zeit!“, sagt die Brauerei-Chefin. Und der Generalpächter stellt fest: „Jeder will etwas verändern. Aber keiner traut sich, was zu tun!“ Unter besseren Bedingungen würde auch Guido Hohmeier das Festzelt 2016 gerne wieder betreiben.

von Axel Pries

Ein Gedanke zu “Einig in einem Punkt: „Es muss sich was ändern“

  1. Vielleicht sollte man sich auch mal Gedanken darüber machen, das hier in Region das Geld leider nicht mehr so locker sitzt, wie zu D-Mark Zeiten…… Ein Glas Bier über 2 Euro, eine Bratwurst für 2,50 Euro………….das geht dann einfach nicht.
    Möchte hier nicht meckern, ich kann es bezahlen, aber sehr viele andere eben nicht……….

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