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Die 15-jährige Altenburgerin Anna Zinn schreibt über ihren Aufenthalt in British ColumbiaAlles anders, aber schaffbar in Kanada

ALSFELD (ol). Seit Februar dieses Jahres ist die 15-jährige Anna Zinn aus Altenburg, Schülerin der Albert-Schweitzer-Schule, zu einem halbjährigen Auslandsaufenthalt in Kanada. In Abbotsford, British Columbia besucht sie die Robert-Bateman-Secondary School. Ihre ersten Eindrücke schilderte sie in einer ausführlichen Mail an Schulleiterin Elisabeth Hillebrand. Ein Bericht mit Nachmach-Potenzial. Im Wortlaut:

Liebe Frau Hillebrand, viele liebe Grüße aus dem gar nicht so kalten Kanada! Hier war das Wetter bisher immer relativ schön. Bis auf ein paar Regentage blieb es hier sonnig, einmal waren es sogar 15 Grad! Außerdem ist die Natur hier wunderschön. Ich habe schon viele tolle Seen, gigantische Berge und große Wälder gesehen. Hier gibt es wirklich viele Naturbesonderheiten, die man gesehen haben muss!
Meine Gastfamilie ist auch super nett. Ich habe neben meinen Gasteltern eine 23-jährige Gastschwester, die immer an den Wochenenden hier wohnt. Mein Gastvater ist sehr herzlich und ziemlich lustig, man kann mit ihm sehr viel Spaß haben. Meine Gastmutter ist eher nicht so der humorvolle Typ, aber sie geht gerne mit mir shoppen und kocht oft mit mir. Die ganze Familie bemüht sich, oft etwas mit mir zu unternehmen und bindet mich gut in die Familie ein. Ich habe also schon viel von der Natur gesehen, aber wir sind auch schon oft zu Shoppingmalls gefahren. Ich fühle mich hier schon wie ein richtiges Familienmitglied! Außerdem isst meine Gastfamilie auch sehr gesund, hier gibt es oft Gerichte, die meine Mama auch machen würde, und meine Gasteltern lieben Salat. Das Einzige, was mich hier stört, ist das Brot, welches man wie ein Kissen zusammendrücken kann.

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Das Bild ist in Whistler entstanden. Es ist ein toller Ort zum Skifahren. Überall um einen herum sind weitere monströse Berge, die eine Skifahrt zum wahren Naturerlebnis machen!

Mit der Schule kam ich am Anfang nicht so gut zurecht, weil ich mit meiner Kurswahl nicht ganz zufrieden war. Die Kurse konnte ich dann zum Glück wechseln und in meine neuen Klassen habe ich mich jetzt schon ganz gut eingelebt. Ich habe auch keine Verständigungsschwierigkeiten hier. In meinem Kurs „English 11” habe ich einen sehr guten Englischlehrer, der die Unterrichtsstunden nicht zu schwer gestaltet, sodass ich gut mitkomme. Ich muss allerdings jede zweite Woche eine Arbeit schreiben.

Am Anfang hatte ich Angst vor diesen Arbeiten, weil ich dachte, dass ich als „International Student” einen großen Nachteil gegenüber den anderen habe. Bisher waren meine Arbeiten aber immer im 3-er Bereich und damit bin ich auch völlig zufrieden. Des Weiteren habe ich „Pre-Calculus 12“. Das ist der schwierigste Mathekurs auf dieser Schule, aber wir behandeln trotzdem Themen, die ich schon längst hatte (Polynomfunktionen, Logarithmus, Trigonometrie …) Abgesehen davon habe ich „Chemistry 12“. Eigentlich wollte ich in „Chemistry 11“, aber der Kurs war leider voll. Obwohl ich nun viel von „Chemistry 11“ wiederholen muss, komme ich auch hier gut klar.Mein letzter und mit Abstand der einfachste Kurs ist „Superfit 11“. Man kann ihn mit dem Fach Sport vergleichen. In diesem Kurs muss ich zum Glück nicht so viel machen.

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Anna am Strand am Stanley Park(Vancouver). Der Park umfasst 404,9 Hektar und ist eine gute Gelegenheit um Zeit in der Natur zu verbringen. Der Park ist einer von Annas Lieblingsorten.

Das Schulsystem und allgemein die Schule sind sehr anders als in Deutschland. Als Erstes ist zu erwähnen, dass ich nur vier Fächer habe und die jeden Tag. Ich habe jeden Kurs 80 Minuten am Tag. Kurs 1 und 2 folgen direkt aufeinander, wobei ich von einem Klassenraum zum anderen hetzen muss. Danach habe ich eine 40-minütige Lunch-Pause und dann Kurs 3 und 4. Meine Schule endet immer um 14:33 (komische Uhrzeit, nicht wahr!?). Mein Mathe- und Chemielehrer gibt mir immer viele Hausaufgaben auf, sodass ich danach noch circa 1 1/2 Stunden Arbeit habe. Allgemein schreiben die Schülerinnen und Schüler hier auch viel öfter Arbeiten, die dann aber nur ein kleines Thema behandeln. Am Ende des Schuljahrs muss ich dann ein „Final Exam” schreiben, welches alle Themen von dem Semester beinhaltet.
Mit dem Freunde finden ist es am Anfang gar nicht so schwierig wie man denkt, weil man in der ersten Woche ein sogenanntes Orientierungsprogramm hat, wo man mit den anderen „Internationals” zusammen ist. Dort habe ich schon viele neue Leute kennengelernt. Auf meiner Schule gibt es wirklich viele „Internationals”, sicher um die 30 Schüler. Ich verstehe mich besonders gut mit ein paar deutschen, brasilianischen und japanischen Mädchen.

Kanadische Freunde kennenzulernen ist allerdings schwieriger, weil die ja alle schon so ihren Freundeskreis haben. Ich habe mich aber schon mit ein paar angefreundet. Es handelt sich dabei aber eher um oberflächlichere Freundschaften. Ich verstehe mich mit „Internationals” einfach besser, weil sie genau das Gleiche “durchmachen“ wie ich und wir uns daher super austauschen können.
Meiner Meinung nach hat sich mein Englisch schon richtig verbessert, weil ich hier ja nur Englisch rede (selbst mit meinen deutschen Freunden!!).
Meine Familie in Deutschland vermisse ich auf jeden Fall sehr, aber wir sind ständig in Kontakt. Das waren eigentlich so die wichtigsten Dinge, die mir einfallen. Wenn Sie irgendetwas besonders interessiert, erzähle ich Ihnen gerne etwas darüber.
Viele liebe Grüße, auch an meine Klasse Ec und meine Klassenlehrerin Fr. Bauer !!

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