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Verkehrsstatistik der Polizei: positiver Trend durch weniger Unfälle in Osthessen – Aber:Neue Risiken durch Smartphones und Senioren

VOGELSBERGKREIS (aep). Es war eine gute und eine schlechte Nachricht, die Osthessen Polizeivertreter bei der jährlichen Vorstellung der Verkehrsstatistik verkündeten. Gut: Die Zahl der Verkehrsunfälle ist insgesamt rückläufig. Schlecht: In abgelenkten Smartphone-Nutzern und uneinsichtigen Senioren hat  die Polizei zwei neue Problem-Gruppen auf der Straße ausgemacht.

„Der Trend ist erfreulich!“, stellte Osthessens Polizeipräsident Alfons Hoff in einer einleitenden Zusammenfassung fest. Laut der Statistik hat es 2014 in Osthessen die wenigsten Unfälle mindestens seit 2004 gegeben: 10.157 Mal krachte es in den Landkreisen Fulda, Rotenburg und Vogelsberg zusammen. 2004 geschah es noch 11.645 Mal. Damals gab es mit 61 auch den Höchststand der Getöteten in einem Jahr, deren Zahl 2014 auf 38 zurück gegangen war. Tiefstand der letzten zehn Jahre waren in diesem Fall 32 Todesopfer im Jahr 2012.

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„Erfreulicher Trend“: Im Bereich des Polizeipräsidiums Osthessen ist die Zahl der Unfälle weiter leicht gesunken. Die Zahl der Getöteten liegt im Trend der letzten Jahre.

Von einem insgesamt positiven Trend sprach auch der Leiter der

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Insgesamt ein Trend zu weniger Unfällen: die Statistik für den Vogelsbergkreis seit 2005.

Polizeidirektion Vogelsberg, Andreas Böhm, in seiner Zusammenfassung des vergangenen Jahres – wenngleich im vergangenen Jahr die Zahl der Unfälle wieder leicht gestiegen sei: von 2044 auf 2052. Auch die Zahl der im Straßenverkehr Getöteten stieg wieder an: Von zehn auf zwölf  doch gegenüber Werten von 16 und 19 vor zehn Jahren sei auch dabei ein Rückgang spürbar. „Wir können die Entwicklung gegenüber ganz Osthessen nicht ganz nachvollziehen“, sagte Andreas Böhm, aber es handele sich um einen der niedrigsten Stände.

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Risikoreiche Unfallflucht auf dem Parkplatz

Von einem erstaunlich anmutenden Wert berichtete Peter Muth, der Leiter der Polizeistation Lauterbach, bei der Vorstellung der Verkehrstatistik: 38 Prozent der Unfallfluchten im Vogelsbergkreis werden tatsächlich aufgeklärt, bei 42 Prozent liegt dieser Wert im gesamten Bereich Osthessen. Da seien auch die schwer aufklärbaren Fälle von beschädigten Verkehrsschildern, Trafostationen und Leitplanken enthalten, die irgendwann entdeckt würden. Das bedeutet im Umkehrschluss: Die klassische Unfallflucht nach dem verunglückten Ausparken auf dem Supermarktparkplatz werde häufiger aufgeklärt, als manchem Autofahrer bewusst ist, meinte Muth: „Die Chance ist groß, in einem solchen Fall mit einer Straftat erwischt zu werden.“ (Alle Zahlen gibt es in einer Statistik auf der Website der Polizei.)

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Es gibt im Vogelsberg weniger Verunglückte unter den jungen Fahrern,  weniger Unfälle durch Alkoholenfluss oder zu hohe Geschwindigkeit – obwohl beides nach wie vor die Hauptursachen seien. Zusammen mit dem Leiter der Polizeistation in Alsfeld, Harald Bartel, zeigte er sich einig, dass neben verstärkten Kontrollen auch die Präventionsarbeit offenbar Früchte trage.

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Neue Risikogruppen sichtbar? Der Konferenztisch bei der Vorstellung der Statistik.

Risikofaktor: Fahren trotz altersbedingter Einschränkungen

Aber bei den 2052 Unfällen hat die Polizei doch zwei eher neue Risikofaktoren ausgemacht: eine wachsende Zahl von Senioren, die trotz gesundheitlicher Einschränkungen noch Auto fahren, und Nutzer von Smartphones, die während des Fahrens die Nachrichten-Kanäle bedienen. Es gebe alte Leute, meinte der Polizeipräsident, „die schleppen sich zum Auto“ und fahren dann, obwohl ihre Gesundheit eingeschränkt ist. „Ich darf das sagen. Ich bin ein Senior.“  Mancher hoch betagte Autofahrer fahre mit Röhrenblick, erklärte Alfons Hoff, könne Abstände nicht mehr einschätzen, sei mit der Reaktion überfordert.

In der Vogelsberger Statistik schlage sich das durch eine Steigerung der Unfallzahl bei 65- bis 74-Jährigen um 27 Prozent aus: auf 183 Fälle. Bei der Gruppe der Fahrer „75 plus“ gebe es ein Plus von 10,7 PÖrozent auf 144 Fälle. „Man kann nicht sagen, dass diese Zahl linear ansteigt“, meinte Andreas Böhm, „aber eine Tendenz ist sichtbar.“ Man bemühe sich nun verstärkt um Aufklärung.

Noch nicht wirklich in der Statistik erkennbar ist das Smartphone als Verursacher, was aber eher daran liege, dass diese Ursache schwer nachweisbar ist. Er habe den Verdacht, so erklärte der Alsfelder Polizeichef Harald Bartel, dass, wenn alle anderen Gründen ausgeschlossen werden können, die Unfallursache oftmals in der Nutzung der Smartphones für Nachrichten zu finden sei. Und es werde soweit kommen, prophezeite er, dass die Geräte nach schweren Unfällen von Fachleuten ausgelesen werden, um zu sehen: Wann hat der Besitzer es wie zuletzt genutzt – vielleicht als er am Steuer saß?

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