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“Ommaahsch an Brodhäckersch Karl” im Erzählcafé – Geschichten aus dem alten AlsfeldFreude am Werk des „schreibfreudigsten Alsfelders“

ALSFELD (aep). Wohl kein Alsfelder hat je so viel geschrieben,wie der Journalist und Buchautor Karl Brodhäcker. Mit diesen Worten begrüßte am Freitagnachmittag Roland Heinrich das Publikum im Alsfelder Erzählcafé zu einer Lesung der besonderen Art: eine “Ommaahsch an Brodhäckersch Karl”, so der Titel zu Ehren des im vergangenen Jahr mit 93 Jahren verstorbenen Alsfelders. Vor 20 Monaten, als das Erzählcafé gegründet wurde, war Brodhäcker noch selbst dabei, erklärte Roland Heinrich – diesmal sollte es um sein umfangreiches Werk gehen.

 

Der Nachmittag war ein Beweis dafür, welch großes Ansehen Karl Brodhäcker noch in Alsfeld genießt, denn der altehrwürdige Raum des Erzählcafés im Freiwilligenzentrum war mit rund 60 Besuchern meist in höherem Alter bis auf den letzten Platz gefüllt, und es gab kaum noch ein Durchkommen. Wohl kaum ein Raum wäre angemessener, diesen „schreibfreudigsten Alsfelder“ zu würdigen, als das Erzählcafé, sagte Roland Heinrich, war die Erzählung von Geschichten und Geschichte doch das Lebenswerk Brodhäckers.

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Lasen aus dem Werk von Karl Brodhäcker: Johanna Mildner und der Gießener Liedermacher Jochen Rudolph.

Drei Stimmen trugen Geschichte und Gedichte vor

Am Kopfende des langen Tisches zwischen den Balken teilten sich die Alsfelder Schauspielerinnen Vicky Gabriel und Johanna Mildner sowie der Gießener Liedermacher Jochen Rudolph ein Mikrofon, um aus den Werken des Autoren vorzulesen, der mit unzähligen Geschichten unter anderem Alsfelder Geschichte anschaulich machte. Das Bild Karl Brodhäckers dominierte über ihnen an der Beamer-Leinwand den Raum. Er tut darauf an einem Rechner, was ihm ein Bedürfnis war: schreiben.

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Erinnerungen des Wehrmachtsosldaten Brodhäcker trug Vicky Gabriel vor.

Wenn der Liedermacher Jochen Rudolph Brodhäckers Gedichte vorträgt, Johanna Mildner danach Erinnerungen an das frühere Alsfeld und Vicky Gabriel Erlebnisse im Zweiten Weltkrieg vorliest, dann konnten die Besucher einen Eindruck von der Vielfalt dessen bekommen, was Karl Brodhäcker geschaffen hat. Seine Werke nehmen Entwicklungen und Vorkommnisse der Region aufs Korn – etwa den Kreisstadtstreit zwischen Alsfeld und Lauterbach – lassen Plätze und Orte in Alsfeld wieder aufleben, die längst vergangenen oder unkenntlich sind wie der Ludwigsplatz, der 1830 tatsächlich als Parkanlage gegründet wurde. Oder sie reflektieren auch seine Erlebnisse als Soldat der Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg.

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Mit rund 60 Besuchern gut gefüllt war das Erzählcafé im Freiwlligenzentrum.

Das Publikum lauschte gebannt den lebendig vorgetragenen Erzählungen vom Casino-Platz, von der „alten Krone“ oder vom „seidenen Faden“, an dem im Krieg das Leben hing. Mancher Besucher mag sich sogar selbst noch an ähnliche Begebenheiten erinnert haben. Aber Johanna Mildner drückte aus, was Jüngere empfinden mögen, wenn sie Brodhäckers Schilderungen des alten Alsfeld lesen: „Schade, dass ich das nicht selbst gesehen habe!“

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Karl Brodhäcker, wie man ihn kannte: beim Schreiben.

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