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„Der Vulkan lässt lesen“ mit Andrea Sawatzki – Vergnügliche Ansammlung von KlischeesEin kurzweiliger Abend mit Familie Bundschuh

ALSFELD. An dem Gespräch hatte der OVAG-Pressechef Andreas Matlé sichtlich Spaß – aber nicht nur er: Rund 500 überwiegend weibliche Besucher erlebten am Sonntagabend eine Bücher-Lesung der vergnüglichen Art, als die Schauspielerin Andrea Sawatzki im Rahmen der Reihe „Der Vulkan lässt lesen“ in Alsfeld auftrat. Es war auch Vergnügliches, was sie vortrug: Auszüge aus ihren beiden Roman-Komödien um die Familie Bundschuh, von denen der zweite Teil gerade herausgekommen ist.

500 Besucher – so viele hatte zuletzt die deutsche Schauspiel-Ikone Hardy Krüger zu einem Leseabend in Alsfeld gelockt, freute sich Andreas Matlé, der das Publikum zu der von der OVAG, der Sparkasse Oberhessen und dem Bücherladen Buch 2000 gemeinsam getragenen Veranstaltung begrüßte. Es wurde ein sehr lockeres Gespräch, das er mit der unter anderem durch die „Tatort“-Reihe berühmten Schauspielerin führte – was auch daran lag, dass die 51-Jährige eine symphatisch offene Ausstrahlung mitbrachte, mit der sie das Publikum von Anfang an auf ihre Seite zog.

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Mit einer symphatischen Ausstrahlung zog Andrea Sawatziki das Publikum auf ihre Seite.

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Wenn Andrea Sawatzki mädchenhaft lachte, gluckste und die Augen rollen ließ, hatte sie die Lacher aus dem Publikum bei sich – und so wie sie aus ihren beiden Büchern las, hätten es auch verteilte Rollen sein können. Diese Lebendigkeit ist wohl ein  Vorteil, wenn eine Schauspielerin Bücher vorträgt. Es sei auch ein Vorteil fürs Schreiben, Schauspielerin zu sein, so verriet sie dem Moderator von der OVAG, denn dabei müsse man sich ebenso wie ein Schriftsteller in die jeweilige Rolle hineindenken.

In ihren beiden jüngsten Werken „Tief durchatmen – die Familie kommt“ und „Von Erholung war nie die Rede“ tut sie das für Gundula Bundschuh, eine stets etwas gestresste Hausfrau und Mutter von 49, die zu Weihnachten oder wahlweise im Norderney-Urlaub kleine und größere Katastrophen durchlebt. An der einen oder anderen Stelle stecke in dieser Figur auch etwas ihre Autobiografie drin, erzählte Andrea Sawatzki – ganz lebensecht, also.

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500 Besucher füllten die Ausstellungshalle bei Mercedes Roth bis auf den letzten Platz.

Darin steckt denn wohl das Geheimnis ihres Erfolges: Die Autorin lässt ihre Heldin  Gundula Bundschuh die ganze Palette Familienklischees durchlaufen, die bereits in ähnlichen Büchern zu Erfolgen gekommen ist: ein nutzloser Familienvater und Ernährer, eine aufsässige 16-jährige Tochter, ein nörgeliger 14-Jähriger, zwei dicke Hunde, eine so verfressene wie aufdringliche Verwandschaft…. Irgendwie kommt die ganze Szenerie sehr bekannt vor.

So bekannt jedenfalls – ob aus Büchern oder dem echten Leben – dass die schreibende Schauspielerin das Publikum eine Stunde lang wunderbar unterhielt und am Ende warmen Beifall erntete – vielleicht auch, weil manche Frau sich tatsächlich in diesem Familienbild wiederfand. In jedem Fall war es ein kurzweiliger Besuch der Schauspielerin – wenn ihre Geschichten als ebenso kurzweilig empfunden werden, haben sie ihre Schuldigkeit getan.

Von Axel Pries

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Begehrtes Autogramm: Die Schauspielerin war in der Signierstunde dicht umlagert.

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