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Casting für die Campus-Show in der Stadthalle: von Uganda auf den LaufstegDunkelhäutige Models sollen die Akzente setzen

ALSFELD. „Ich kann’s kaum glauben. Ich bin dabei, ich bin dabei“, quietscht Dorcas mit leichtem Akzent und schmeißt die Hände vor ihr Gesicht, das gerade pures Glück und Lebensfreude versprüht. „Kontraste bestimmen die Trends – wie euer strahlend weißes Lächeln in eurem schokobraunen Gesicht.“ Mit diesem Anzeigentext hatte das Modehaus Campus nach dunkelhäutigen Models in der Region für eine Show gesucht. Dorcas kam am Donnerstag zum Casting – und wurde prompt engagiert. Genau wie sechs weitere Kandidaten. 

Vor fünf Jahren kam das schlanke Mädchen mit dem kurzen, braun-krausen Haar, den pinken Fingernägeln und den Perlenkettchen am Handgelenk von Uganda nach Deutschland. Ihre Eltern sind in einem Bürgerkrieg ums Leben gekommen.

Eine Schlepperbande organisierte Dorcas den Flug in ein besseres Leben. Als die Maschine in Deutschland gelandet war, meldete sie sich umgehend bei der Polizei und beantragte Asyl. Erfolgreich. Die damals noch Minderjährige kam nach Bad Soden-Salmünster in ein Heim. Franz Peter heißt der Mann, der sich dort um das Mädchen kümmerte.

Ist überglücklich über ihren Model-Auftrag: Dorcas, 21, aus Bad Soden-Salmünster

Ist überglücklich über ihren Model-Auftrag: Dorcas, 21, aus Bad Soden-Salmünster.

Dorcas ist inzwischen 21 und wohnt nicht mehr in dem Heim, aber Franz Peter ist an diesem Abend trotzdem mit nach Alsfeld gereist. Beinahe rinnt dem kahlköpfigen Mann in dem grau gemusterten Polohemd eine Träne übers Gesicht, als er sein ehemaligen Schützling in einem schwarzen Abendkleid mit glitzerndem Ausschnitt und einer Art schwarzen Fell-Stola um den Kopf gebunden den improvisierten Catwalk auf und ab gehen sieht. Fantastisch sieht sie aus. Dorcas spielte schon lange mit dem Gedanken sich mal irgendwo als Model zu bewerben. Die Ausbildung zur Einzelhandelskauffrau habe ihr dafür bislang keine Zeit gelassen, sagt sie.

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Die Show am 12. September 

Am Freitag in einer Woche lädt das Modehaus Campus zur saison-opening-show in die Stadthalle Alsfeld ein, um die Trends des Herbstes zu präsentieren. Die Zuschauer erwartet ein eleganter Mix aus Mode, Live-Musik und feinstem Essen. Zu dem Event werden einige Stars der Modewelt, der Wirtschaft und der Politik erwartet. Nähere Informationen gibt es hier.

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Frank Galfe, der Inhaber des Modehauses, lebt ihn an diesem Abend voll aus, seinen Drang, das letzte bisschen Eleganz und Stil aus jedem Menschen in seiner Umgebung herauszukitzeln. Ein Designerstück nach dem anderen lässt er sich anreichen und gibt es an seine zukünftigen Models weiter, wenn er nicht gleich selbst Hand anlegt und Kleider, Schals und Hosen den richtigen Sitz verleiht. Sogar der Autor dieses Textes wird nebenher mal kurz umgestylt.

„Authentische Leute, die Spaß und Lust daran haben“

Die Outfits für die Show am 12. September kommen aber erst noch: Galfe schaut und analysiert heute nur, wie sich die Kandidaten bewegen, welche Haltung sie haben, welcher Stil zu ihnen passt. Der Großteil der Models wird weiß sein. Die dunkelhäutigen Kandidaten sollen gezielt Akzente setzen, Hingucker sein. „Wir suchen authentische Leute, die Spaß und Lust daran haben“, antwortet der Modenarr auf die Frage, warum er seine Models nicht einfach über eine Agentur buche. Außerdem tue man so etwas für die Region. Auch die Show, für die er seine Models sucht, dient einem guten Zweck: Galfe will damit die Sanierung des Kunstrasens auf dem Lindensportplatz unterstützen.

Hermon ist der einzige junge Mann unter den Casting-Kandidaten. Der 21-Jährige hat seine Cousine Salem mitgebracht. Beide sehen sie schon vor der großen Umzieherei aus, als seien sie frisch aus dem Werbeplakat eines erfolgreichen Modelabels herausgeklettert. Salem, 23, gewann vor drei Jahren die Wahl zur Miss Eritrea.

Kamen gemeinsam zum Casting: Hermon und seine Cousine Salem aus Gießen.

Kamen gemeinsam zum Casting: Hermon und seine Cousine Salem aus Gießen.

Die zwei sind in Deutschland geboren, ihre Eltern flüchteten vor vielen Jahren wegen eines Krieges aus Eritrea nach Deutschland. Gut auszusehen ist ihm sehr wichtig, sagt Hermon, der gerne Modemanagement-Student geworden wäre. Leider bieten nur teure Privatunis so ein Fach an.  Jetzt studiert Hermon in Gießen BWL. Damit könne man ja auch in die Modebranche wechseln.

Gemeinsam mit sechs jungen Frauen wird Hermon bei der Show am 12. September in der Stadthalle die gewünschten Akzente setzen.

Von Juri Auelmehr über den Autor

Apropos Autor – das zauberte Frank Galfe mit seinem Team mal nebenher aus dem Verfasser dieser Zeilen.

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Mehr Bilder – von den Models

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