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Blog bei Oberhessen-live: Das Leben als junge MutterEine Geburt ganz nach Vorschrift

ALSFELD. Im vergangenen Jahr im Oktober brachte sie ihre Tochter auf die Welt. Seither hat sich für die 19-jährige Theresa Stange aus Alsfeld alles verändert. „Ich sehe diese Welt nun durch die Augen einer Mutter.“ Einer recht jungen dazu. „Dabei erblicke ich neben vielen vollen Windeln auch viele erstaunliche Dinge (Obwohl auch die Windeln erstaunlich voll sein können). Das Leben ist für mich um einiges interessanter geworden.“ Darüber möchte sie schreiben und startet bei Oberhessen-live eine Serie, einen Blog: das Leben als Mama. Das beginnt im Krankenhaus – die Geburt nach Vorschrift.

Es ist 7 Uhr morgens. Irgendjemand kommt ins Krankenzimmer und schaltet das Licht ein. Allerdings nicht das angenehme Schlummerlicht, für das es auch einen Schalter gibt. Nein, es muss das grellste Licht sein, das in diesem Raum existiert. Ich werde wach und mein erster Blick fällt auf meine kleine Tochter, die neben mir in ihrem Bettchen liegt. Sie hat ebenfalls mit der plötzlichen Helligkeit zu kämpfen. Schon steht eine Krankenschwester neben meinem Bett, legt mir eine Manschette um und starrt auf das Blutdruckmessgerät. „Hm. Ziemlich niedrig“, kommentiert sie schließlich. „Meine letzte Tiefschlafphase war auch noch nicht beendet“, erkläre ich. „Wir müssen Blutdruck messen. Das ist Vorschrift“.

Geweckt von der Putzfrau

Noch während die Krankenschwester das Zimmer wieder verlässt kommt eine Putzfrau rein. Mit einem überdimensional großen Wischer bearbeitet sie den Boden, als sei er noch nie geputzt worden. Sie wischt um meine Schuhe und meine Tasche herum, nur beim Babybettchen gibt sie sich weniger Mühe; mit dem Wischer schubst sie es versehentlich gegen die Wand und die kleine Maus ist wieder wach. Schon ist mein Beschützerinstinkt geweckt: „Müssen Sie putzen? Es ist doch gar nicht dreckig hier!“, frage ich daraufhin. „Dies ist ein Krankenhaus, hier wird jeden Tag sauber gemacht“.

Da mir eine Diskussion an dieser Stelle aussichtslos erscheint, lasse ich die Frau weiter vorschriftsgemäß ihre Arbeit machen. Kurze Zeit darauf erhalte ich mein Frühstück. Es besteht aus zwei Scheiben Brot und einer Scheibe Käse. Ich versuche es positiv zu sehen und denke mir: „Hier lernst du mal, mit weniger auszukommen!“ Kaum habe ich den größten Hunger gestillt, möchte auch mein Baby wieder gestillt werden. Sie schreit und zappelt, während ich sie aus ihrem Bettchen hebe und lege sie zwar ungeübt aber instinktiv richtig an. Währenddessen schaue ich auf die Heftchen, welche neben mir auf dem Tisch liegen. „Richtig Stillen will gelernt sein“ und „Alle Infos rund ums Stillen“ steht jeweils vorne drauf. Ich frage mich, was man zu diesem Thema wohl alles aufschreiben kann. Ich habe allerdings wenig Lust eine der Lektüren aufzuschlagen.

Wie stillt man vorschriftsmäßig?

Meine Tochter beim Trinken zu beobachten, erscheint mir bedeutender. Plötzlich reißt mich eine hysterische Stimme aus meiner realen Traumwelt: „Ach Sie sind gerade am Stillen! Darüber wollte ich noch mit Ihnen reden!“. Schon steht die Kinderkrankenschwester neben meinem Bett. „Haben Sie sich schon das Infomaterial durchgelesen, das ich Ihnen gegeben habe?“ „Ähh…nein…“, stammele ich. „Das sollten Sie aber tun!“, erklärt sie weiter und schlägt eines der Ratgeber auf. „Hier steht drin, wie Sie ihr Kind richtig anlegen.“ Sie hält mir das Heft unter die Nase. „Mach ich denn was falsch?“, frage ich irritiert. „Nein, bis jetzt nicht, aber-ach passen Sie doch auf! Jetzt hat sie aufgehört zu trinken! Das ist, weil Sie sich nicht konzentrieren. Beim Stillen müssen Sie sich konzentrieren!“ „Nein, beim Stillen muss man sich nicht konzentrieren sondern entspannen! Und das weiß ich, ohne in eines der…Käseblätter geschaut zu haben“, wehre ich mich. „Ich muss Sie aber informieren“, rechtfertigt Sie sich. „Ist das Vorschrift?“ „Ja“, sagt sie…Noch am selben Tag sitze ich auf dem heimischen Sofa und stille in aller Seelenruhe mein Baby.

Von Theresa Stange

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