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Darstellendes Spiel der Albert-Schweitzer-Schule schockt mit dem „Disney Killer“Alptraum auf der Theaterbühne

ALSFELD (pm). Theaterarbeit bietet ein großes Betätigungsfeld – um eine weitere Facette hat der Kurs Darstellendes Spiel der Albert-Schweitzer-Schule die Bandbreite der Theaterpädagogik an der Schule erweitert: mit dem Stück „Der Disney Killer“ des zeitgenössischen Autors Philip Ridley haben die Schülerinnen und Schüler der Q3 einen einzigen Alptraum inszeniert, ein Stück zwischen Wahnsinn und Endzeitstimmung, zwischen Halluzination und Schokolode.

Harmloses, wenn auch ein wenig melancholisches, Glockenspiel zu Beginn der Aufführung in der Aula der Gymnasiums steht in krassem Gegensatz zu dem trostlosen Bild, das sich dem Zuschauer auf der Bühne enthüllt. Zwei junge Menschen in einer heruntergekommenen Wohnung im Londoner East End. Sie selbst verwahrlost, wirr von Beginn an. Die Schilderung der Außenwelt, die Presley für seine Schwester Hadley immer gleich präsentiert, lässt vermuten, die beiden leben in einer Welt nach einem Atombombenabwurf: „Der Himmel ist schwarz. Eine dunkle Wolkenschicht verfinstert alles, kein Himmel zu sehen. Es schneit ganz leicht“, schildert Presley das Szenario beim Blick aus dem Fenster. Ob das stimmt, bleibt ungewiss. Wie so vieles in dem Stück des vielfach ausgezeichneten Autors bleibt dies der Fantasie des Zuschauers überlassen, der sich mehr und mehr die Frage stellen muss: Was ist hier Realität, was einer der zahllosen Alpträume, die die beiden halb debilen Waisen, die den Tod ihrer Eltern nie verwunden haben, sich immer und immer wieder erzählen?

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Wo endet die Fiktion? Wo ist die Realität?

 

Wenn sie nicht gerade mit Schokolade- und Kekseessen beschäftigt sind. Sonst passiert wenig im eintönigen Leben der beiden inzwischen 28-Jährigen. Eine Sprecherin erhebt sich in der Inszenierung von Martina Frische aus dem Bild. Sie schildert die Szene, sie erklärt und erklärt doch nicht. Auch bei ihr fragt man sich: Was von dem, das sie erzählt, ist wirklich passiert? Was ist der kranken Fantasie von Presley und Hadley entsprungen?   Die Aufführung eines solch verstörenden Stücks in der eigenen Schule erfordert Mut. Starken Tobak boten die Schauspielerinnen und Schauspieler der Albert-Schweitzer-Schule ihren Mitschülern und Lehrern. Dabei ist es ihnen in jeder Sekunde gelungen, das Alptraumhafte, Beklemmende, Wahnsinnige im Leben von Hadley und Presley auszudrücken. Mit der Auswahl dieses Stückes haben sie bewiesen, dass nicht nur die Schauspieler und Leiter der Kurse, sondern auch die Zuschauer immer wieder neue Wege gehen können. Auch unbequeme.

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Die Schauspieler und ihre Lehrerin Martina Frische (rechts) nach der Aufführung.

Zum Nachfürchten: ein Einblick auf Youtube:

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